Donnerstag, 31. Januar 2008

Neue Freunde und viel Zeit

Allein zu Haus

Neben einem nigerianischen Medizinstudenten, den ich einmal kurz gesehen habe, da er sich die ganze Zeit hinter seinen Büchern auf seinem Zimmer versteckt, bin ich zur Zeit der einzige Bewohner des International Student House 1 (die Engländer und die paar andren sind in House 2 untergebracht). So kommt es, dass wir beide ständig von ca. 20 Mitarbeitern des Gebäudes umgeben sind. Tag und Nacht wird das Wohnheim von einem Sicherheitsdienst überwacht, es gibt mehrere Pförtner und mehrere Frauen, die dafür sorgen, dass das Haus schön sauber bleibt. Insgesamt haben aber alle nich viel – also ehrlich eigentlich echt nix – zu tun, im Fernsehen laufen auch nur ständig Wiederholungen der Fußballspiele, so dass wir viel, viel Zeit zum Erzählen haben.

Charity, Solomon & Daniel

Charity, eine der Putzfrauen kümmert sich darum, dass ich mein Twi verbessere und erinnert mich daran, meine Kleider zu waschen; Solomon, einer der Pförtner möchte gerne Deutsch lernen er hat sich als Deutsch-Twi Tandempartner angeboten außerdem unterhalten wir uns gerne über das Alltagsleben in Accra (Weggehmöglichkeiten, Unterschiede der regionalen Bankfilialen oder auch einfach mal ein Resümee der letzen Fußballbegegnung – kein Thema bleibt tabu). Mein liebster Freund im Haus ist Daniel der Nachtwächter, über den anfänglichen Fußballsmalltalk sind wir längst hinweg, mit ihm kann ich wirklich über alles reden: verschiedene Möglichkeiten Fisch zu kaufen und zuzubereiten, die Entwicklung der Lebensmittelpreise in Ghana am Beispiel von Milchprodukten oder auch über verschiedene Typen der Frühstückzubereitung.

Time, it's alwas time on my mind


Jedenfalls sind alle, die hier arbeiten sehr interessiert (Wo gehst Du hin? Mit wem triffst Du Dich? Wann kommst Du zurück?), so dass ich mittlerweile weiß, dass ich eigentlich 10 Minuten einrechnen sollte, wenn ich zu einer Verabredung gehe, doch so ganz habe ich das noch nicht geschafft und das macht auch nix, denn ich glaube, all das ist irgendwie ein Teil von Ghana: 12 Uhr ist nicht 12 Uhr und was machen diese 10 Minuten aus? Mit einem Wort: Nix

Mein ganzer Stolz


Seit gestern bin ich stolzer Besitzer von 2 Tassen, einem Löffel, 2 Tellern und einem Topf mit Deckel. Alles erworben auf Madina Market.
Heute Morgen wurde gefrühstückt und zwar so richtig mit Tee und Keksen, den guten mit Kokosgeschmack!

Was ich schon lange nicht mehr gemacht habe:

- Am Hot Water - Knopf der Dusche gedreht

- Pullova getragen, oder wie schreibt man das noch mal, ist schon so lange her!?

- Kaffee getrunken, ja Johannes in Rom, da beneide ich Dich doch etwas, seit ich in Ghana bin trinke ich Tee und zwar Lipton

- Schokolade gegessen

Einzug in Room NR.77 - “Oh, Football? - Yeah, why not?”




Ja, seit Montag wohne ich nun nicht mehr in Madina sondern auf dem Campus Legon im Wohnheim. Gleich am ersten Tag ein glücklicher Zufall: Als ich vom Einkaufen zurückkam traf ich auf dem Flur Dennis, einen Mitarbeiter des International Office, jedenfalls hatte er noch eine Karte für das Ghana-Spiel gegen Marokko übrig und so kam es, dass ich keine zwei Stunden später das Stadion in Accra betrat. Mit dabei auch Adam und Dan zwei Studenten aus Leeds, die auch an der Uni Legon studieren und wegen des CAN 2008 früher angereist sind.

Über das Spiel und die Stimmung kann und mag ich gar nicht viel sagen (ein bisschen sprachlos bin ich immer noch), ich denke die folgenden Bilder geben einen ganz netten Eindruck:

Adam, Dan, Dennis, Icke & Michael (ganz rechts mit der Nummer 13)




Das Highlight des Abends, wie sich’s gehört ganz zum Schluss: die Heimfahrt mit dem Taxi. Der Taxifahrer, mehr oder weniger leicht betrunken, ließ uns einsteigen und stieg gleichzeitig bei laufendem Motor und steckendem Schlüssel erst mal aus, um sich ne Portion Chicken and Rice zu besorgen. Als er diese anschließend während der Fahrt verdrücken wollte, machten wir ihn drauf aufmerksam, dass wir es nich eilig haben und er gerne rechts ranfahren kann, um in Ruhe zu essen. Machte er auch, nur wollte er natürlich danach die verlorene Zeit wieder gutmachen. Das ging auch alles ganz gut, bis wir schließlich an der Uni ankamen, dem Fahrer – inzwischen in einer leichten Depriphase angelangt– wurde bewusst, dass wir mit insgesamt sieben Leuten im Taxi etwas überladen waren und sowieso eigentlich hat

te er ja gar keine Lizenz um aufs Unigelände zu fahren (den Campus Legon dürfen nur Taxis mit einer bestimmten Lizenz befahren, die zwar anscheinend recht leicht zu bekommen, aber recht teuer ist). Jedenfalls stiegen Dennis und William – ein zugestiegener Ire – an der Pforte aus, redeten so lange mit den Securityleuten über Fußball bis wir schließlich passieren konnten und doch noch alle sicher ins Bettchen kamen.










Naja und weil’s ja doch ganz schön war gings Diens

tag gleich noch mal zum Fußball: Cote d’Ivoire contre Mali, le match etait très jolie nur die Stimmung war nicht mit dem Ghanaheimspiel zu vergleichen, das Stadion nur ca. zur Hälfte gefüllt, die Malifans traurig und die Cote d’Ivoire-Fans leider zu weit entfernt, um richtig was von ihrer Stimmung mitzukriegen. Eine Karte für ein Spiel kostet übrigens 4 Ghana Cedi, etwas weniger als 4 US$ und das alles ohne Angabe von persönlichen Daten und seltsamen Fifalosverfahren. Nächstes Spiel? Finaaale oh, oh!







linkes Bild: Traumjob; rechts die Stars des Abends: Kanouté und Drogba

Mittwoch, 30. Januar 2008

(Bild: Blick auf die Moschee von meinem Zimmer)

Madina Zongo

Die ersten Tage wohnte ich in Madina Zongo, einer Vorstadt von Accra, hier leben vor allem Muslime. Hinter meinem Zimmer ca. 30 Meter entfernt eine Moschee, dort rief der Muezzin bereits morgens um 4 Uhr zum ersten Gebet und zwar in einer Lautstärke, die auch alle schlafenden Christen weckte. Abends gegen 19 Uhr rief er zum letzen Gebet und darauf freute ich mich immer, denn das war unser Startzeichen, um den Abend zu beginnen. Hash und Seni, beide auch Muslime gingen dann schnell zum letzten Gebet des Tages, anschließend machten wir uns in den Stadtkern auf, um nach Essen Ausschau zu halten. Schnell haben mir die beiden Jungs beigebracht mit den Händen bzw. mit der Hand zu essen, das größte Problem war für mich meine linke Hand unter Kontrolle zu halten, probierts mal aus: es ist kein Problem mit zwei Händen zu essen, doch nur die rechte Hand zu verwenden (die linke Hand wird traditionell für unappetitliche Bedürfnisse genutzt) is gar nich so einfach.

Nach dem Essen schauten wir meist noch ein Spiel des Afrika-Cups, anschließend immer die schönste Zeit des Tages: Gegenüber gab es eine Kneipe, die gegen 10, halb 11 dicht machte, um diese Zeit schnappten wir uns immer ein Wasser oder eine Coke und setzten uns auf das Dach der Kneipe um den Leuten beim ins Bett gehen zuzuschauen und den Tag ausklingen zu lassen. Immer am Start dabei auch Seni, der um diese Uhrzeit stets seine eigenen Weisheiten raushaute:

„Making money is easier than to make friends“

(Bild: Ein weiser Lizzard)

Einmal auch eine halbstündige Zusammenfassung des Films „Going to America“ in Deutschland bekannt als „der Prinz aus Zamunda“ (Eddie Murphy-Klassiker). Jedenfalls ist es Senis Lieblingsfilm, den er mir bis ins letzte Detail erklärte, mit der Moral der Geschichte, das es nicht wichtig ist, was man ist, sondern wie man ist. Um allerdings wieder zum Ausgangsthema dem Essen in Ghana zurückzukommen: dabei ist es sowohl wichtig wie man isst, als auch was man isst.

Dienstag, 29. Januar 2008

Klassiker

Klassicher Samstagskick

Die letzten Tage mit Hash und Seni waren echt gut, sie haben mir gezeigt wie der Alltag in Ghana ablaeuft, wo man was kauft, wo man was isst, teilweise waren sie etwas uebervorsichtig mit mir, so kam ich erst am dritten Tag dazu, alleine durch Madina zongo zu spazieren. Doch im Gegensatz zu den schlimmen Erwartungen der beiden Jungs wurde ich weder ausgeraubt noch verfolgt und es passierte auch sonst nix schlimmes -ich konnte sie also beruhigen, mittlerweile ziehe ich oefters alleine los.
Samstag morgen sechs Uhr, nahm mich Seni mit zum Fussball auf einem Hartplatz in Madina. Grosser Platz, elf gegen elf, wir haben ueber eine Stunde gespielt, es hat richtig Spass gemacht, doch ich war schon lange nicht mehr so kaputt, Kicken auf der Sternwaldwiese oder ein Training mit SV Webenheim ist echt entspannend im Gegensatz dazu. Jedenfalls habe ich mich anscheinden ganz gut angestellt, denn die Jungs haben gefragt, ob ich naechsten Samstag nochmal vorbeischauen moechte, rueckblickend muss ich jedoch feststellen, dass ich meinen Spitznamen 'Messi' wieder los bin, jedenfalls habe ich in seither auf der Strasse nicht mehr gehoert.

Klassischer Sonntagsausflug

Sonntag gabs einen Ausflug in die Berglandschaft Accras, nach Aburi. Hier gibts den groessten und angeblich schoensten Botansichen Garten Ghanas, hier wohnt die Frau von Bob Marley in einem Haus am Hang, hier gibts sehr teueres Essen in einem Restaurant. Als wir die Karte im Restaurant in der Hand hielten genuegten ein paar wenige Blicke und wir entschlossen uns zu fliehen. Ich brachte die Karten zurück zum an den Empfang während sich Seni und Hash hinter meinem Rücken zum Ausgang aufmachten. Anschliessend gings zurück, wir verliessen das fast menschenleere, grüne Bergland um wieder im hektischen und überfüllten Madina anzukommen.





Samstag, 26. Januar 2008

Erstmal easy


Wohne ab Montag im International House auf dem Campus in Zimmernr. 77, dort gibt's schnelles Internet 24/7 und auch mehr Infos hier, so lange wird noch gechillt: mit Hash und Seni beim Afrika-Cup Schauen in meinem Zimmer in Madina zongo.

Freitag, 25. Januar 2008

Manni, Messi und Maggi


Neben dem taeglichen 'Obruni' (Weisser) das ich mittlerweile automatisch mit 'Hey Obibini (Schwarzer), how are you?' kontere habe ich seit gestern einen Spitznamen in der Strasse, angeblich sieht mir Lionel Messi, Fussballspieler von FC Barcelona recht aehnlich, deshalb rufen mir die Kids inder Strasse 'Messi' nach. Das Bild links zeigt einen Blick auf unsre Strasse.

Gleich das erste Haus der Strasse passt eigentlich so gar nicht rein nach Madina, es ist sehr gross und protzig, hat ein Riesentor und einen noch groesseren Zaun. Hashimu erklaerte mir: 'The man here deals with petrol and have lots of money thats why we call him Petrol-money' Jedenfalls muss ich jetzt immer grinsen wenn ich an Petrol-Mannis Haus vorbeilaufe.

Zu folgendem Bild muss man eigentlich nich viel sagen, der Markt und die Markthalle werden von Maggi gesponsort.

English fuer Anfaenger

Erster Abend, Seni sitzt im Hof und telefoniert, als er mich sieht unterbricht er das Telefonat:

Seni: Hey, Sebastian, are you running?
Sebastian: No, no, I'm just going to bed, Seni.
Seni: No, no I mean, are you running?
Sebastian: No, Seni, you know, I'm really tired, just wanna sleep.
Seni: No, Sebastian, you just came back from the toilet, I mean are you alright, or are you running?
Sebastian: No, Seni, I'm fine, so is my stomach. Good night, sound sleep!

Jedenfalls laufe ich nicht und es laeuft auch noch nix, obwohl ich mich nicht an die Regeln gehalten habe und wie Hash und Seni auf das ghanaische Essen gestuerzt habe, ob FouFou oder Yam es schmeckt einfach saugudd, doch von Essen demnaechst mehr.

Bild: Nachbarkids

Mittwoch, 23. Januar 2008

Jetzt...da


Also flug war gut, nur Verspaetung, so dass Hashimu und sein Cousin Seni (wie 'Sunny' oder 'Sani') ueber ne Stunde auf mich warten mussten. Leider hatte ich Fotoapparat irgendwo im Koffer verstaut, ich wurde tatsaechlich mit einem Schild 'Sebastian' am Airport Accra empfangen, daneben zwei strahlende Jungs von denen einer lauter als der andre meinen Namen rief. Mittlerweile bin ich froh, dass mich die Uni waehrend des CAN 2008 aus dem Wohnheim gekickt hat, denn einen besseren Start als bei Hashimu und seiner Familz kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Nach dem Empfang am Flughafen durfte ich gleich die erste TroTro Fahrt geniessen. TroTros sind ghanaische Sammeltaxis oder besser gesagt alte VW-oder sonstwas Busse, in die solange Leute einsteigen bis nix mehr geht, zur besten Zeit waren wir ueber 12 Leute im Auto.
Ich wohne zur Zeit ca. 20 Minuten vom Flughafen entfernt in einem vorort Accras, Madina, bei Hashimus Familie, besser gesagt bei seinem Cousin Seni und seiner Tante, sie haben mir ein eigenes Zimmer zur Verfuegung gestellt mit Fernsehen und Ventilator. Geduscht wird mit einem Eimer Wasser, Toilette: Plumps-Steh-Klo.

Montag, 21. Januar 2008

CAN 2008


Wer ein wenig von Ghana sehen möchte zappt zu Zeit am Besten täglich mal auf Eurosport vorbei, dort werden die meisten Spiele des Cup Of Nations 2008 übertragen. Neben Bildern aus dem Stadion bekommt man einen kleinen Einblick, was in Accra derzeit los ist.
Die Straßen sind voll von feiernden Menschen, angeblich kann man dem ganzen Trubel nicht entgehen...ich werde versuchen das Gegenteil zu beweisen und dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, denn wer mich kennt, weiß, dass ich mit Fußball überhaupt nix zu tun habe und mich garantiert nicht von irgendeinem Fußballvirus anstecken lassen werde, wozu mach ich denn die ganze Prophylaxe!?

Sonntag, 20. Januar 2008

Premiere



Jetzt geht's los...Ghana