Freitag, 29. Februar 2008

Cape Coast Castle


Nach dem Abenteuerausflug am nächsten Tag dann ein wenig Kultur. Wir besichtigen die Sklavenburg Cape Coast Castle, 1630 von Briten erbaut. Beeindruckend und bedrückend die Besichtigung der Sklavenkeller, hier wurden tausende auf engstem Raum untergebracht bevor sie auf die Schiffe verfrachtet wurden. Seltsam auch die „Door Of No Return“ zu passieren, lustig ist die Tür jedoch auf der Rückseite, hier hat man sie einfach auf „Door Of Return“ umgetauft. Cape Coast ist ansonsten eine recht überfüllte Touristadt, überall gibt es Rastafaris, die sich als „Fishbone“ oder „Sharkbite“ vorstellen. Am Abend eine „Drumming and Fire-Show“ direkt am Strand, nach den Strapazen im Regenwald und der ganzen Kultur am Nachmittag lässt sich der Tag hier entspannt ausklingen.

Vom Bush ins Dschungelcamp

Donnerstag dann Ausflug mit Kayleigh und Jonas in den Kakum-Nationalpark in der Nähe von Cape Coast. Der Start verläuft alles andere als gut, wir verlassen Legon gegen 6 Uhr morgens. In diesen Tagen ist George Bush zu Besuch in Ghana, er hat neben seinem eigenen Bett und 17 Millionen $ für Malariaprophylaxe ein weiteres „Geschenk“ mitgebracht: Verkehrschaos in ganz Accra. Die komplette Gegenseite ist gesperrt, die Autos fahren kreuz und quer, unser Trotro-Fahrer verliert irgendwann die Nerven und rammt beim Spurwechsel einen weiteren Bus, alle steigen aus, fluchen, schreien, dann fährt auch noch das texanische „No Neck – Monster“ auf der Gegenseite vorbei. Alle sind für einen kleinen Moment ganz still, doch dann geht das Geschrei weiter, worüber wir eigentlich diskutieren weiß ich nicht, letztendlich steigen wir nach ner halben Stunde wieder ein und weiter geht’s.

Nach mehreren Stunden Fahrt erreichen wir Mosomagor, ein 300 Seelendorf in der Nähe von Nyankumase. Hier gibt es weder Strom noch fließend Wasser, 2/3 der Einwohner sind Kinder, sie rennen aus dem Kindergarten oder der Schule, klatschen in die Hände, rufen immer wieder „Ooooobruuuuniiiii, Ooooobruuuuniiiii“. Wir treffen Simonda und Attan, unsre Local Guides sie führen uns über 2 Stunden über kleine Pfade durch den Regenwald, schließlich erreichen wir kurz nach Anbruch der Dunkelheit unser Ziel: eine Baum-Plattform in ca. 10 Meter Höhe. Im Park gibt es Elefanten, Leoparden, viele verschiedene Affen, doch sie sind alle unterwegs. In der Trockenzeit brechen sie auf in die Fluss- und Seeregionen, unser Baum steht so ziemlich im trockensten Gebiet des Regenwaldes, so sehen wir nur ein paar Schmetterlinge und ein paar Moskitos, hören in der Nacht aber wildes Affengeschrei und mindestens 27 verschiedene Vogelgezwitscher.

Simonda kennt sich hier aus, wir pflücken Bananen, lutschen Kakaobohnen, die wie Nimm2 schmecken, bis man draufbeisst und wünscht man hätte auf Simondas Rat gehört, sie schmecken nich nach Kakao, sondern einfach nur bitter. Auf dem Rückweg scheint es, dass Simonda unsre vielen Fragen satt hat: er schneidet die Rinde von einem Baum ab und erklärt uns, dass diese zur Asthmabehandlung eingesetzt wird. Kaut man auf der Rinde schmeckt es zunächst etwas bitter doch dann setzt plötzlich die Wirkung ein: der Mund ist wie betäubt, man kann seine Zunge nicht mehr fühlen. Der Heimmarsch verläuft daraufhin sehr still, doch nach ner halben Stunde lässt die Wirkung nach, wir können wieder reden, geschafft.

Links: Wassertransport von Dorf zu Dorf
Oben: 2. grösster Baum Ghanas
Rechts: Dorfkids

Montag, 25. Februar 2008

Uni? Maybe next week.

Wie bereits auf den Fluren getuschelt wurde, verlief die erste Woche an der Uni recht ruhig. Ich besuchte mehrere Vorlesungen, doch immer das gleiche Spiel: es versammeln sich ca. 100 bis 200 Leute, man wartet ne halbe Stunde und dann kommt irgendjemand in den Vorlesungsraum um uns mitzuteilen, dass der Prof leider krank ist und die Vorlesung in der nächsten oder übernächsten Woche beginnt. Einmal hatte ich Glück, die Vorlesung „Human Rights in Africa“ fand tatsächlich statt, dauerte 15 Minuten und bestand größtenteils aus recht derben Frauenwitzen, da werd ich jetzt nächste Woche noch mal hin.

Dann Mittwoch doch mein erster richtiger Kurs: Drumming.

Wir sitzen im Schatten unter einem der alten Bäume auf dem Campus, ab und zu kommen Mädels vorbei, um „Pure Water“ oder Ananas zu verkaufen. Der Teacher erklärt erst mal alle Regeln: zu spät kommen ist nich drin („ the course starts at 1:30 so please be there lateliest at 1:40“), Ananas bitte vor oder nach dem Unterricht kaufen, usw.

Dann wird getrommelt, wie ich finde für einen Anfängerkurs recht anspruchsvoll, jeder muss den Rhythmus nachspielen, es wird kontrolliert, korrigiert und mein Lehrer teilt mir mit, dass wir uns nach dem Kurs mal unterhalten müssen. Schlimmste Vorahnungen: spiele ich so schlecht? Muss ich den Anfängerkurs wieder verlassen? Gibt es eigentlich einen Kurs für gescheiterte Anfänger?

So bleibe ich bedripst auf meiner Bank sitzen bis alle den Kurs verlassen haben und warte auf die Unterhaltung. Nach 10 Minuten kommt der Trommellehrer endlich und ich nehm’s vorweg, ich darf weiter am Kurs teilnehmen. Francis, so der Lehrer, ist ein großer Deutschlandfan, wir reden über German Food, „Bayern Munschen“, tauschen Nummern aus und nun treff ich mich nächste Woche mit meinem Lehrer auf ein, zwei Bier in der „Bush Cantine“ (so was wie Mensa, aber ein bisschen besser), ich bin echt ein Streber.

Montag, 18. Februar 2008

Liberia

Letzten Samstag Reise mit Judith und Dan nach Obunduro in der Nähe von Winneba, ein Lager für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Liberia. Dort leben noch immer fast 40.000 Menschen, doch man merkt eigentlich gar nicht, dass man sich in einem Flüchtlingslager befindet. Alles sieht aus wie in einem gewöhnlichen ghanaischen Dorf, es gibt Schulen, Kirchen, ein Internetcafé, gar eine Fahrschule. Nur ist alles ein bisschen sauberer, hier gibt es sehr viele NGO’s, wobei sich einige auch darum bemühen, Umweltverschmutzung zu vermeiden. Samuel, den Judith auf der Hinreise im Flugzeug kennengelernt hat, führt uns durch das Camp. Er stammt ebenfalls aus Liberia und arbeitet hier bei einer NGO „Children Care“. Ich lerne Benedikt kennen, der so alt ist wie ich und seinen Vater Anfang 2000 im Krieg verlor oder Lené, der hier schon seit 8 Jahren lebt und von einem Fußballspiel 1997 erzählt: Liberia gewann gegen favorisierte Ägypter sehr überraschend 2:1 daraufhin wurden die Kämpfe für eine Nacht und den folgenden Tag unterbrochen, man feierte gemeinsam, doch schon am nächsten Tag ging der Krieg weiter.

Weiter fällt mir im Camp auf, dass die Mädchen hier alle lange Haare haben, im Gegensatz zu den kurz geschorenen Haaren der ghanaischen Mädels (Samuel erklärt, dass lange Haare für Frauen in Liberia sehr wichtig sind) und dass die rechte Hand-Regel beim Essen hier niemanden interessiert, ebenso habe ich das erste mal seit ich in Ghana bin wieder eine Gabel benutzt, beim ghanaischen Essen fehlt diese stets, hier liegt sie zumindest neben dem Teller.

Samuel und seine Jungs sind gerade dabei, die Beziehungen zwischen der Hauptstadt Liberias, Monrovia und dem Camp zu verbessern, deshalb sind sie ab nächsten Monat in einer kleinen Gruppe vor Ort in Monrovia. Wir verbringen den ganzen Tag gemeinsam, essen köstliche und allzu leicht verdauliche Speisen aus Liberia (Cassava Leafs mit Reis), trinken zum Abschied noch ein Bier und erhalten schließlich neben dem Angebot für die NGO im Camp zu arbeiten eine Einladung nach Monrovia, für Unterkunft vor Ort ist gesorgt…es bahnt sich eine weitere Reise an!

Einschreiben, Zweischreiben, Dreischreiben


Mittwoch dann Einschreiben an der Uni, Start: 10AM Ende: 4PM. Ein ewiges Hin und Her zwischen Bank, Uni, Bank, Uni, Cash Office, Uni. Wenn ich da nur an das Rückmelden an der Uni Freiburg denke: kurzes Anstehen am Automaten, Unicard und EC-Card rein, 2,3 Knöpfchen drücken, bestätigen und die Sache ist in 5 Minuten erledigt. Doch irgendwie hatte das Sitting and Waiting in den Gebäuden auch etwas: So gibt es in der Geldbank eine ca. 10 m lange Sitzbank, hinter der man zunächst ansteht. Wird der erste aufgerufen, rückt man immer einen Platz weiter, unterhält sich mit den Banknachbarn über aktuelle Kreditpreise oder über unterschiedliche Holzverarbeitungsmöglichkeiten bei Banken in Banken. An der Uni geht’s dann ähnlich weiter ein Formular ausfüllen, zwei Formulare…doch am Nachmittag hat sich der ganze Stress gelohnt, ich besitze neben ca. 25 verschiedenen Kopien und einem bei der Bank gestohlenen neuen Kulli einen Ausweis der Uni Accra, mit Student-ID, Bild und Unterschrift des Directors, coole Sache!

Die nächsten Tage dann Einschreiben für die verschiedenen Kurse. Das geht recht schnell, vor allem da man als Weißer an der langen Schlange vorbeigeschleust wird und auf einem Stuhl seine Special Admission ausfüllen darf. Erika, eine dunkelhäutige Austauschstudentin aus den USA muss ein wenig länger warten, sie hat ihren Ausweis vergessen und ihr wird unterstellt, dass sie sich an der Schlange vorbeischmuggeln will, nach längerer Diskussion darf sie aber doch vorbei.

Also kurzes Resumee: Ich bin doch nun tatsächlich eingeschrieben, habe meine Kurse gewählt und Montag geht’s offiziell los: Doch es gehen bereits erste Gerüchte rum, man sagt die Professoren lassen sich in der ersten Woche eh nicht blicken…macht dann auch nix, denn dann wird eben wieder gereist. Nächstes Ziel: Lomé, Togo. Denn dank Daniels Französischkursen dürfte das ganz gut gehen.

Nice to meet you

Seit zwei Tagen hat das gute alte Wohnheim ein neues Gesicht, die Zeit der Entspannung und Ruhe ist vorbei, denn sie sind da und es werden täglich immer mehr, niemals sieht man sie allein ständig sind sie sehr sehr freundlich, ständig sagen sie „Sebässtschn, Nice to meet you“: Amimädels, oben unten, links und rechts und immer aber wirklich immer in einer Gruppe von mindestens 10.

Ich muss das hier jetzt mal dazu nutzen etwas Dampf abzulassen, denn wirklich - ich traue mich fast nicht mehr offen mit den Norwegerinnen oder den Engländern zu lästern, überall könnte eine Horde lauern und mithören: Sie putzen ihre Zähne mit Flaschenwasser, fragen am Orientierungstag, wie man reagieren soll, wenn man von einem Ghanaen angesprochen wird, raten mir abends nicht beide Ohrstöpsel meines Kopfhörers einzustecken, man weiß ja nie was passieren könnte, sie beschweren sich am Orientierungstag, dass sie niemand vorgewarnt hat, dass hier neben English auch so genannte „Local Languages“ gesprochen werden…so jetzt reicht’s aber auch und ich rudere ebenfalls etwas zurück denn es gibt ja noch Jess und Daphne und Allison und und und…auch alle from the states und echt cool und schließlich bin ich ja auch hier um kulturelle Unterschiede zu überwinden, Vorurteile abzubauen, ich werde mich bessern, versprochen

Wohnheim

Das gute alte Wohnheim ISH = International Student House und zwar Number One ist seit über zwei Wochen mein Zuhause. Solomon war letzte Woche in Urlaub und besuchte seine Familie, ist seit gestern Abend wieder da und das ist gut, Charity hat viel zu tun, die Langeweile der ersten Tage ist verflogen, sie und ihre Kolleginnen rotieren über die Flure, richten Toiletten, Küchen und Zimmer. Daniel macht weiter die Nachtschicht, seit ich ihm erzählt habe, dass ich an der französischen Grenze aufgewachsen bin, korrigieren wir abends gemeinsam seine Hausaufgaben, er hat keinen Bock mehr auf den Security-Dienst, möchte ins Hotelmanagerbusiness einsteigen und muss daher französisch lernen, ich helfe ihm Texte zu übersetzen, nebenbei macht er große Fortschritte beim Deutschlernen: „Guten Abend“ oder „Gute Nacht“ geht ihm mittlerweile so leicht über die Lippen wie Labello mit Kirschgeschmack.


Links: Zimmer Mitte: Aussicht von meinem Balkon Rechts: Sicherheit

Stell Dir vor es ist Finale…


Der ganze Stress, das vorzeitige Verlassen Krokrobites wär gar nicht nötig gewesen, denn es war absolut kein Traffic in Accra und weder vor noch im Stadion war was los, Karten konnte man easy für 4 Ghanacedis (um die 2,50 €) am Stadion kaufen.

Obwohl alle Leute, die sich ins Stadion verirrten Kamerun die Daumen drückten gewann Ägypten und zwar unverdient und äußerst glücklich und der Schiedsrichter und der Platz und sowieso war es ein komisches Finale aber das anschließende Feuerwerk war klasse.

Dies wird also erstmal der letzte Fußballbericht sein, der Cup of Nations ist seit dem 10. Februar Geschichte, doch was bleibt? Ich konnte alle Erwartungen übertreffend 5 Spiele mitnehmen, davon drei mit Beteiligung Ghanas und einer Stimmung, die ich bisher nicht erlebt habe. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen ein weiteres SC Freiburg Spiel zu besuchen, ein bisschen Klatschen ein bisschen Rufen, was ist das im Vergleich zum Tanzen und Rennen in Accra? Naja, aber der Ausnahmezustand ist vorbei, jetzt gilt es billige Trikots und Fahnen und sonstige Ghanautensilien zu erstehen, wer wenn nich wir, wo wenn nich hier, wann wenn nich jetzt, ans Ende…

Krokrobite

Um an den beliebten Strandort Krokrobite zu kommen, muss man vom Campus kommend drei Trotros catchen. Nummer 1 führt nach Accra, Nummer 2 an eine größere Busstation und Nummer 3 schließlich zum Ziel.

Krokrobite bietet so ziemlich alles was man sich wünscht: Strand, Palmen, Musik, man hängt nachts mit ner Flasche Bier, in Badeshorts und nem Hemd bekleidet am Strand rum…doch eins ist sicher: man ist nicht allein. Hier ruft niemand Obruni, die Menschen, die hier leben würden sonst zu nix andrem mehr kommen, denn Obrunis sind überall, Trotro Nummer drei hatte zum Beispiel außer dem Fahrer (fährt und kümmert sich – wenn er nicht telefoniert - um die Musik) und dem Mate (öffnet und schließt die Tür und kassiert) neben 7 Engländern und einem Deutschen nur weitere Weiße an Bord.

Aber Krokrobite lohnt sich auf jeden Fall (mittags läuft Bob Marley von CD, abends spielt ne Bob Marley Cover Band, morgens gibt’s wieder die altbekannte Best Of CD), es gibt Hängematten, diverse Chill Out Areas und sowieso Strand und Meer und wenn man Glück hat auch All you can eat. Jedenfalls kamen wir an diesem Abend mit Kevin (oder doch Brian oder Nick oder Howie?) ins Gespräch, seine Mutter arbeitete in der Küche und so kam es, dass kurz vor Feierabend im 10 Minuten-Takt Teller mit allen erdenklichen Spezialitäten der ghanaischen Küche auf unsrem Tisch landeten – for free!.

Krokrobite war also gut und wenn ich noch mal dahin komme dann gerne auch länger, doch nach einer Übernachtung hieß es schon wieder Bye-Bye denn es war Sonntag und Finale des CAN, also schnell drei Trotros catchen und ab zum Stadion.

Dienstag, 12. Februar 2008

Australisch für Anfänger

Es ist soweit, nach mittlerweile etwas mehr als zwei Wochen habe ich meine erste Feindin, irgendwann musste es so kommen, man kann ja nicht 1000 ausschließlich freundlichen Leuten begegnen, doch der Reihe nach.

An der Rezeption arbeitet eine Frau, die sich mir als „Edhlitt“ vorstellte, da ich mir ihren Namen nicht merken konnte, fragte ich sie täglich wie sie heißt, bis wir irgendwann auf die Idee kamen, dass sie mir ihren Namen aufschreibt. Schließlich notierte sie „Adelaide“ auf ein Stück Papier und meine erste Reaktion:

- -„Hey Australien aah, klar kenn ich, jaa, sorry, jetzt weiß ich was Du meinst, usw.“

Und ihre Reaktion:

-„Ja Adelaide, wie die Hauptstadt Australiens.“

„Nein, nein“ rief ich, „Adelaide ist nicht die Hauptstadt Australiens“

„Doch, doch“, versicherte sie „it’s true, I know that“

Es folgte ein wildes Durcheinander, verzweifelt suchte sie nach Unterstützung, rief die Putzfrauen herbei, den Gärtner. Ich rannte zu Daniel, meinem Nachtwächterkumpel (der an diesem Tag bereits um 19 Uhr und nicht wie üblich um 22 Uhr begann, aber das nur nebenbei), er ist erfahren, hat 4 Kinder, kennt das Leben und kennt vor allem die Hauptstadt Australiens. Er bestätigte Canberra und Adelaide war – erledigt.

Seit 40 Jahren erzählt sie diese Story, ist auf jeder Party der Star mit ihrer Hauptstadtnummer und dann kommt ein dahergelaufener Besserwisserstudent und macht ihr ihre ganze Lebensgeschichte kaputt. Was soll sie denn jetzt in Zukunft erzählen: „Hey, ich heiße Adelaide, weißt Du das ist so ne Stadt an der Küste Australiens…weißt Du da ist Formel 1 und einmal im Jahr auch großes Tennis und so.“

Ja, alles ganz schön, aber der Hauptstadtbonus geht ihr dadurch sicherlich flöten und ich glaube seit diesem Abend hasst sie mich. Sie klaut ohne zu fragen Stücke meiner Ananas wenn ich in der Küche frühstücke, einmal erzählte sie mir als ich nach Hause kam, dass die Uni ein neues Gesetz herausgebracht hat, nach dem Computer im Wohnheim ab sofort verboten sind. Doch ich durchschaue sie, bin stets auf der Hut und eins ist sicher: ihren Namen vergesse ich nicht mehr – nie mehr.

Freitag, 8. Februar 2008

Pech


Halbfinale, Kamerun gewinnt gegen Ghana und zwar unverdient und äußerst glücklich und der Schiedsrichter und der Platz und sowieso erzähle ich lieber ein paar Geschichten:

Der wahre König Otto

Der Mann im weißen Hemd heißt Otto Pfister, 70 Jahre alt und ist Nationaltrainer Kameruns. Wie es sich für ein dramatisches Fußballspiel gehört hat er in den 90er Jahren bereits als Nationaltrainer Ghanas gearbeitet. Hier ist der in den deutschen Medien gerne als kauzig beschriebene Trainer immer noch sehr beliebt, wurde mit Applaus empfangen. Die Menschen mögen ihn, weil er ehrlich ist und weil er seinen eigenen Stil hat, den er gnadenlos durchzieht. So gilt Otto Pfister in Ghana gemeinhin als Erfinder des Hip-Life/Hip-Hop Styles, er trägt seine Hosen im besten Baggy-Pants-Stil, locker und lässig hängen sie stets unterhalb der Hüften. Den Namen Otto hört man heute noch öfters auf den Straßen Ghanas: wenn jemand seine Hosen im besten Hip-Hop Style trägt, muss er mit lauten „Otto, Otto“-Rufen rechnen.

Stars des Abends und ein Freiburger: Eto’o Essien und Mo Idrissou




Lustig und traurig

Der Kameruner Spieler Bikey wurde von uns bereits vor dem Spiel offiziell zum Spieler des Spiels mit dem lustigsten Namen gewählt, doch bereits kurz vor Spielende durfte er sich seinen zweiten Titel abholen: den der lustigsten Rote Karte.

Niemand weiß was er sich dabei dachte, jedenfalls lag sein Mannschaftskollege in der letzten Minute des Spiels verletzt auf dem Boden, als die Sanitäter aufs Spielfeld eilten. Herrn Bikey wurde das irgendwie alles zu viel, er gab einem der herbeieilenden Sanitäter dermaßen eine mit, dass dieser sich überschlug und über den vorbeifahrenden Krankentransporter purzelte. Für uns Zuschauer eine gelungene Unterhaltung doch für Herrn Bikey ein trauriger Moment: Er wird das Finale von der Tribüne verfolgen.

Dienstag, 5. Februar 2008

Glück

Samstag las ich in einer Zeitung, dass der Verantwortliche für den Ticketverkauf gefeuert wurde, da er die Eintrittskarten nicht alle in den freien Verkauf, sondern viele an Zwischenhändler weitergab, gut für die Allgemeinheit, schlecht für uns, denn unsre Ticketquelle ist nun erstmal dicht, erstmal…

Sonntag hat – trotz eines kleinen Zwischenfalls - noch alles funktioniert. Wir feierten bereits vor dem Spiel etwas in der Stadt, bis Stewart (ein weiterer Engländer aus Leeds, es werden immer mehr, für heute haben sich noch mehr angekündigt) plötzlich aufschrie: „FUCK mein Ticket is weg, gestohlen!“ Es folgten weitere englische Schimpfwörter, die ich hier erstmal nicht wiedergebe. Tickets gab’s zwar vor dem Stadion noch la mass die meng, doch zu Finalpreisen. Jedenfalls endete die Geschichte mal wieder nach dem Motto „It’s not what you know but who you know.“ Dennis kannte einen der Sicherheitsbeamten, so genügte Stewart am Eingang ein Zehner, um doch noch ins Stadion zu gelangen.

Verscheuchte Glücksbringer

Pünktlich zum Anpfiff ließ sich eine weiße Taube am Rande des Fußballfelds nieder, sie wurde mit Applaus empfangen und war der Glücksbringer für das Spiel. Ihr gefiel es ähnlich gut wie den Ameisen in meinem Zimmer, sie blieb einfach sitzen und ließ sich durch nix aus der Ruhe bringen. Bis zum ersten Eckball für Nigeria: der zuständige Balljunge probierte es zunächst mit Worten, da dies nix brachte entschied er sich zu einer spontanen, doch etwas härteren Reaktion. „Immerhin sind wir ja in einem Fußballstadion“ dachte er sich wohl, holte Anlauf und kickte sie vom Platz. Ihre Glücksbringerfunktion muss diesen brutalen Angriff jedoch überlebt haben, Ghana gewann und Berti Vogts, deutscher Trainer von Nigeria darf jetzt erst mal wieder zu Hause entspannen.

Reise ins Fanti-Land: Komenda

Start: 6 Uhr AM (!) Legon Campus

Reisedauer: eine Fahrt mit Trotro, Bus und Taxi dauerte – da viel Verkehr - ca. 4 Stunden

Ziel: AIM African Information Movement in Komenda. NGO mit eigenem Jugendclub

Komenda: Fischerdorf westlich von Accra, ganz in der Nähe von Cape Coast

Auftrag: Übergabe von 6 geschmuggelten Nokia-Handys.

Persönliche Ziele: Kennenlernen von AIM und erst mal Strand sehen

Sprache: Fanti, so bin ich hier kein gewöhnlicher Obruni, sonder ein Obruni Koko (roter Weißer), wird gekontert mit Obibini Tumm Tumm (etwa schwarzer Schwarzer).

Reiseende: 10 Uhr PM Legon Campus, Auftrag und Persönliche Ziele erfüllt. Schlafen.

Komenda? Nee, Kommentar!

Also für alle die schon immer mal wollten…jetzt geht’s; ich hab die Kommentarfunktion freigeschaltet, danke an Philipp und Jakob für den Hinweis.

Einleben

Mittlerweile habe ich mein Küchensortiment etwas erweitert, täglich kommen nun nützliche Sachen wie Schwamm, Tuch oder verschließbare Schüsseln hinzu, die sind wichtig, damit ich meine Kekse nicht mehr mit den kleinen roten Ameisen teilen muss, denen es in meinem Zimmer sehr gut gefällt. Auf dem Markt um die Ecke werde ich immer weniger abgezockt, da ich nun die Preise für Brot oder Eier kenne, doch wann immer sich die Möglichkeit ergibt fahre ich mit einem Trotro nach Madina, dort gibt es einen täglichen riesigen Markt, dort lerne ich das Handeln und versuche mein Twi zu verbessern.