Donnerstag, 18. Dezember 2008

I hope your soon is as soon as my soon

Erstmal genug Geschichten erzaehlt, ein letztes Bild mit Hashimu und Seni in Yamoussoukro und an alle: See you soon!

Ex-Overhead-oh!

Eine kurze Geschichte, die mir zeigt, dass ich ja nun doch schon ne Weile hier bin…
So gab es zu Beginn des Jahres an der Bushaltestelle der Uni eine markante Fussgaengerueberbruecke, morgens sah man Treppen hoch - und runterrennende Fruehsport betreibende Studenten, Nachmittags diente die Bruecke als beliebter Treffpunkt saemtlicher Telefonkartenverkaeufer, kurzum das Aushaengeschild der Uni und dadurch Namensgeber der Bushaltestelle.
Fuer alle, die mich nicht in Ghana besucht haben eine Kurzanleitung des oeffentlichen Verkehrsystems: Die Busse, hier Trotros genannt, fahren immer und fahren ab wenn sie voll sind. Man steigt aus, indem man dem Mate (Tueroeffner und Abkassierer) eine verbale Kurzmitteilung zukommen laesst (folgendes Muster obligatorisch: „Mate, Madina, Busstop!“ „Mate, Opungolo, Busstop!“). Doch genug theoretische Anleitung, kommen wir zur Praxis und damit zurueck zur Fussgaengerueberbruecke, Overhead, genannt.
Die steht seit ein paar Monaten nicht mehr, da die Strasse erweitert wurde, die Fruehsportler laufen nun lieber im Botanischen Garten, die Telefonkartenverkaeufer verbringen ihre Zeit nun im Schatten unter den Baeumen, doch fuer alle Busfahrer ist die Bruecke immer noch da – zumindest in Gedanken. Wie frueher steigt man immer noch aus durch ein lautes: „Mate, Overhead, Busstop!“. Um es aber auch ganz deutlich zu machen haengt man hier inGhana gern ein „oh“ an zu betonende Woerter (z.B. „it’s nice-oh!“ „my friend-oh!“). Alle Rahmenbedingungen geklaert, die Geschichte kann nun also endlich anfangen.
Nach einem langen Tag und Stunden im Traffic von Accra naehern wir uns der Uni und ich rufe „Mate, Overhead, Busstop!“ Keine Reaktion. Ein zweiter Versuch, weiterhin werde ich ignoriert. „Der will’s wissen heut“, denk ich mir und erhebe meine Stimme. „Mate, Overhead-oh, Busstop!“ hoere ich mich schreien und blicke in fragende Augen. Ein neuer Mate, frisch angereist aus dem Norden Ghanas, kann mit der Bezeichnung „Overhead“ nix anfangen. Woher soll er auch wissen wie die Leute hier vor Monaten die Strassenseite gewechselt haben? Ein paar mitreisende Gaeste klaeren ihn auf, wir einigen uns schliesslich auf „Ex-Overhead“ und ich steige aus.

Bye bye Daniel


Dass mein Abschied aus Ghana immer naeher rueckt laesst sich auch an den in den letzten Tagen vermehrt stattfindenden Abschiedsbesuchen festmachen, so stand am Wochenende ein Besuch bei meinem guten alten Freund Daniel an. Stine und ich waren zum ersten Mal zu ihm nach Hause eingeladen, gemeinsam mit Frau und drei bis vier Kindern teilt er sich eine Ein-Zimmer Wohnung in der Naehe von Labadi Beach. Und klar ist: kein Besuch ohne Kokosnuss! So hat Daniels Frau Victoria ein Beansporridge mit frischen Kokosnuessen zubereitet, sicherlich eines der besten Essen meines nun fast einjaehrigen Ghanaaufenthaltes. Anschliessender Verdauungsspaziergang am Strand, hier ruhen wir uns auf einer Bank aus, und Daniel kommt nicht drumrum: „I’ll be missing you people!“ Ja, so wird das wohl sein…soon.

Peaceful Election

Ja, die Wahlen werden wiederholt, weder Atta Mills von der NDC, noch Nana Akufo-Addo (NPP) konnten die notwendigen 50% erreichen, die Stichwahl findet am 28. Dezember statt, alle hoffen auf peaceful elections wie bereits Anfang Dezember, da hat es – wie zunaechst befuerchtet - keine Unruhen gegeben. So bleibt etwas mehr als eine Woche um noch mal kraeftig Wahlkampf zu machen, Menschen mit Ganzkoerperbemalung in Parteifarben rennen ueber Accras ueberfuellte Strassen, an den Wochenenden fahren Trucks mit hunderten Menschen beladen und lauter Musik durch die Strassen und erzaehlen von Atta bzw. Nana, ob’s hilft sehen wir Ende des Jahres.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Cote d’Ivoire mit Ausflug nach Hoffenheim



…und endet nach einer Woche auch schon wieder, zumindest voruebergehend. Zwischen der vorletzten und letzten Klausur habe ich fast 2 Wochen Zeit, reicht fuer eine kurze Reise zur Elfenbeinkueste, mit dabei: Stine, Seni und Hashimu (oben gemeinam in Abidjan).
Nach der Millionenstadt Abidjan, mit Hochhaeusern und riesigen Strassen und Baguette und Croissant, dann ein Ausflug in die Hauptstadt Yamoussoukro und dort gibt’s ausser der Basilique de Notre Dame de la Paix, der groessten Kirche Afrikas und laut Guide der hoechsten Kirche der Welt zu sehen: eigentlich nich viel.
1983 wurde Yamoussoukro, die Geburtsstadt des frueheren Praesidenten Houphouet-Boigny zur Hauptstadt ernannt, seit dem ist das ehemalige 500 Einwohnerdorf zwar gewachsen es gibt 6-spurige Strassen und ueberall Strassenbeleuchtung, doch das war’s dann auch schon wieder. Parlament, Botschaften und alle wichtigen politischen Institutionen befinden sich in Abidjan, Yamoussoukro, das Hoffenheim der Elfenbeinkueste.
Zurueck in Abidjan tauen Hashimu und Seni endlich auf, nach tagelanger Zurueckhaltung plappern sie franzoesisch, als waeren sie noch nie in Ghana gewesen: Maehrsi Baahkuuh, Attonsion Missjoeh, auch von Schmiergeldforderungen (African Money) an der Grenze lassen wir uns nicht abschrecken, geniessen unsere letzten guten Baguette bevor wir über Takoradi zurueck nach Accra fahren. Hier gibt’s jetzt noch drei Wochen englisches gezuckertes Brot, aber es bleibt keine Zeit zum beschweren, die ersten Studenten verlassen bereits den Campus um Weihnachten mit ihren Familien zu verbringen, hier in Ghana blicken alle gespannt auf Sonntag, dann wird gewaehlt: Atta oder Nana? NDC oder NPP? Doch dazu demnaechst mehr.

7000 klimatisierte Sitzplaetze und zusaetzlich 11 000 Stehplaetze, das ganze fuer 300 Millionen $ und eine Christenminderheit von 35%

Ueberraschungsbesuch



Ein scheinbar ganz normaler Dienstag, ich bereite Kaffee vor, gehe rueber zum Markt, kaufe Ananas, Bananen und Papaya, komme zurueck und da sitzt sie auf dem Balkon (siehe oben), als waer sie nie weg gewesen, Hanne aus Norwegen auf Besuch in Accra.
Also Rucksack packen und los zum Strand, ein paar Tage Ada Foah Beach, es ist Ende des Semesters, wir koennen uns das also erlauben, ausserdem ist Schildkroetensaison, leider sehen wir keine, obwohl wir bis spaet in die Nacht am Strand warten, dann geht’s zurueck nach Accra, Hanne bleibt 2 Wochen, wir gehen gemeinsam zum Nightmarket, zur Bushkantine, sitzen stundenlang gemeinsam mit Luisa auf dem Parkplatz und essen Bananacake, es ist, als haetten wir die Zeit zurueckgedreht. Doch die 14 Tage vergehen schnell, Hanne sagt Good-Bye, von nun an verbringe ich die Zeit mit Buechern und Handouts auf dem Balkon, die Klausurenzeit beginnt…

mit Hanne, Stine und Luisa auf dem Parkplatz.

Sonntag, 2. November 2008

Rückspiel International Students gegen Liberia

Gestern fand endlich das Rückspiel der Internationalen Studenten gegen eine Auswahl aus dem Liberiaflüchtlingscamp statt. Perfektes Timing: Ende letzter Woche entschied die ghanaische Regierung das Flüchtlingscamp Ende März kommenden Jahres komplett aufzulösen. Die Menschen werden entweder zurück nach Liberia geschickt oder in verschiedene Orte Ghanas umgesiedelt. Das Fußballspiel als Ablenkung von den Geschehnissen im Camp.
Nach über zwei Wochen Verhandlungen mit der International Students Association und Fahrten ins Camp war nun alles organisiert: Transport der Flüchtlinge vom Camp auf den Campus, Fußballplatz, Essen und Getränke, gar eine Pfeife für den Schiedsrichter; perfekte Rahmenbedingungen für eine Revanche der bitteren Niederlage des Hinspiels.
Und lange sah’s auch richtig gut aus, nach einem Zuckerpass von Fasl (Ethiopia) vollstreckte Thorsten (Werder Bremen) eiskalt, mit 1:0 ging’s in die Pause. Da wir ca. 30 Mann Kader organisiert hatten wurde zur Pause leider mit Mats und Simen das norwegische Abwehrbollwerk gegen nigerianische Solperstürmer ausgetauscht, die Liberianer drehten auf, drehten das Spiel und siegten verdient (4:2). Nachdem wir schon beim Hinspiel im Camp glücklos waren nun also die zweite Niederlage des glorreichen International Students Teams, spontan schlug Abi, der Organisator und Sprecher des Liberiateams ein drittes Spiel auf neutralem Boden vor, vielleicht wird’s ja noch was vor Dezember.


Manh, Simen, Benjamin, Thorsten, Brandon, Mats, ich und Mike;


Fasl, Philipp, Nico, Derek und Lauren (Hashimu und Seni kamen pünktlich zum Anpfiff und haben daher das Mannschaftsfoto verpasst)


Team Liberia mir Mannschaftskapitaen A.B. in der Mitte und Kommentator Samson unten rechts


Ghana gegen Lesotho






Am zweiten Wochenende im Oktober Ausflug nach Sekondi –Takoradi. Ziel: das Qualifikationsmatch zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, Ghana gegen Lesotho. Und da es das alles entscheidende letzte Spiel der Gruppe war, war was los im und ums Stadion. Stundenlanges Anstehen in einer Schlange die letztendlich ins Nichts führte, Verhandeln mit Ticketzwischenhändlern, die es irgendwie durch offene Fenster in den Innenraum des Stadions geschafft hatten und so hatten wir am Ende doch 2 Stunden vor Spielbeginn unsre Tickets in der Hand. Aus Unachtsamkeit oder vielleicht als Geburtstagsgeschenk öffneten die Verantwortlichen des Stadions plötzlich die Eingangstore, mit oder ohne Ticket, alle strömten ins Stadion, Montags las ich in der Zeitung von 30 000 Besuchern im 20 000 Zuschauer fassenden Stadion. Die Stimmung im Stadion dann super, die meisten Sitzplätze umfunktioniert in Stehplätze, damit jedoch alles im Gleichgewicht bleibt Mauern und Abgrenzungen umfunktioniert in Sitzplätze, mit dem Support im Rücken hatte Ghana leichtes Spiel und gewann locker mit 3:0 gegen Luxemburg-Lesotho und hat nun als Gruppenerster die nächste Runde zur WM Quali geschafft.
mit Erica und Gabbie im Stadionvolles Haus

Ramadan vorbei und Party



Ende September dann endlich eine gute Nachricht für Hashimu, Seni und weitere fastende Moslems in Ghana: Ende des Ramadans. Fast den ganzen September über waren die beiden die besten Gäste, die man sich vorstellen kann. Keinen Tee kochen, keinen Kaffee, nicht vorher Kekse besorgen oder Wasser kalt stellen, nein man kann während des Ramadans auch einfach mal so bei über 30 Grad zwei, drei Stunden auf dem Balkon in der Sonne sitzen. Nun ist der Spass jedoch vorbei, ab sofort wird wieder gegessen und getrunken und zwar rund um die Uhr! Dies wird gefeiert mit einem großen Straßenfest in Nima, heute fahren keine Autos, heute wird getrunken, gegessen und getanzt.

Samstag, 4. Oktober 2008

Besuch bei Freunden

Vor ein paar Monaten habe ich hier einmal über meinen Freund Daniel, der als Security am International Student Hostel arbeitete berichtet. Nach seiner Versetzung zum Haus des Vizepräsidenten der Uni besuche ich ihn alle 2 oder 3 Wochen an seinem Arbeitsplatz. Jeden Abend beginnt seine Schicht um 22 Uhr, fast wie früher sitzen wir dann gemeinsam unter einem Baum, bewachen das Haus des Vizepräsidenten und plaudern bis spät in die Nacht. Wie so viele Bewohner Accras ist Daniel hier nicht aufgewachsen sondern kommt ursprünglich aus einem kleinen Dorf an der Grenze zu Togo. Dort verbrachte er wegen einer Beerdigung das Wochenende und so machten wir Montagmorgen auf der Rückreise nach Accra einen Zwischenstopp in Daniels Village Tengekope.

Coconut-Competition

Hier leben zwei bis dreihundert Einwohner, die meisten von ihnen von der Kokosnussernte. Kokosnüsse werden hier entweder an Markthändler verkauft oder zu Kokosnussöl verarbeitet. So erklärt uns Daniel bei unsrer Ankunft auch gleich wie hier traditionell Besucher empfangen werden: „Sit down, we start Coconut Competition! Sebastian, how many coconuts can you eat?“ So legen wir los: Stine und Pascal schaffen jeweils zwei, mit ein wenig Schummeln bin ich bei dreieinhalb angelangt doch Daniel zeigt uns, dass er der wahre Champion ist. Fünf Kokosnüsse, da kann keiner mithalten. Später lernen wir Daniels Familie kennen, seine Schwester lädt uns zu Bohnenpüree ein. Mit vollem Magen fahren wir gegen Abend zurück nach Accra.
Vor und Nach der Competition und anschließender Verdauungsspaziergang mit Daniels Schwester

Togo und Benin Part 2



Für den Aufenthalt in Ghana habe ich zwar ein 11 Monats Multiple Entry Visum, doch dieses muss alle 60 Tage verlängert werden. Dies kann ich entweder gegen eine recht hohe Gebühr im Immigration Service erneuern oder ich nutze eine zweite Möglichkeit: ich verlasse alle zwei Monate das Land, denn jedes mal wenn ich wieder einreise bekomme ich einen 30 Tage – wenn ich den Zollbeamtinnen sehr freundlich zulächele einen 60 Tage Stempel.
So stand im März ein erster Ausflug nach Burkina Faso, im Mai Togo und Benin, dann die Julireise mit Mali und Senegal an. Ende September war es also wieder soweit: Reiseziel erneut Togo, wiederum kombiniert mit einem Ausflug nach Benin.

1.Bad experience an der Grenze
Der Beginn der Reise verlief denkbar schlecht, und zwar mit der ersten „bad experience“ in über acht Monaten Ghana. So hatte ich nach dem Geldwechsel kurz vor dem Grenzübergang plötzlich weniger Geld als vorher in meinem Geldbeutel, der alte Trick, ich lasse mir das Geld vorzählen, als ich später kontrolliere ist es weniger als die vereinbarten 10 000 CFA. In Gedanken irgendwo zwischen „Wie hat der das denn jetzt gemacht?“ und „Wie kann ich nur so doof sein?“ achte ich nicht auf die vielen Menschen um mich herum und als ich an der Grenze mein Visum zahlen möchte suche ich vergeblich nach meinem Geldbeutel, er ist nicht mehr in meiner Tasche…mittlerweile finde ich die ganze Geschichte fast schon lustig, so hat letztendlich ein Betrüger den nächsten betrogen. Glücklicherweise habe ich mit Pascal aus Bern und Stine zwei aufmerksame Reisebegleiter, die genug Geld in der Tasche haben und mir ein Togo-Visum kaufen.

Ab nach Benin
Togo diesmal wieder als Durchreiseland, nach einer Nacht in Lomé geht’s weiter Richtung Benin. Und dort geht’s erst mal so weiter, an den Grenzen haben wir bei dieser Reise kein Glück. So erklärt uns der Zollbeamte, dass sie an der Grenze keine Visa ausstellen. Erklären, Diskutieren hilft nicht weiter, ich zeige ihm mein Visum vom letzten Beninbesuch, bringt alles nichts, er bleibt stur und wartet wohl insgeheim auf ein wenig „African Money“? Nein sagen wir, und warten ebenfalls. Bis Schichtwechsel, beim nächsten Zollbeamten gibt’s dann keinerlei Probleme, zügig erhalten wir unser Visum und von nun an wird es eine richtig gute Reise. Da wir an der Grenze ein paar Stunden ausgeharrt haben und es mittlerweile dunkel geworden ist, steuern wir den nächsten größeren Ort in der Nähe der Grenze an und übernachten bei strömendem Regen in kleinen Hütten direkt am Strand. Der Koch ist froh über die seltenen Gäste und bereitet uns Gambas mit Erbsen und frischer Petersilie zu. Am Morgen gibt es echten togolesischen Café, hier könnten wir ewig bleiben, doch wir haben lediglich ein 48 Stunden Visum für Benin erhalten und da wir noch etwas vom Land sehen wollen, geht’s weiter.

Voodoo und kleine Grenze
Ab Richtung Norden, Ziel Abomey, hier gibt’s zu sehen die Ruinen des Königspalasts von Dahomey und Voodoo, Voodoo, Voodoo. So tingeln wir von Fetishmarkt zu Fetishmarkt, bestaunen Affenpfoten, Hühnerkrallen, Geister in Flaschen, Schlangen, Igel. Auf einem Markt bekommt Stine ein Chamäleon in die Hand gedrückt, als müsste es uns beweisen, dass es wirklich ein wahres Chamäleon ist, wechselt es die Farbe von braun zu grün. Später betrachten wir auf einer Tour durch Abomey magische Bäume und heute immer noch genutzte Voodootempel. So gehen die 48 Stunden schnell vorbei, nach den Grenzproblemen bei der Einreise entscheiden wir uns bei der Rückreise für einen kleineren Grenzübergang bei Tohoun. Hier gibt es außer zwei Grenzbeamten einen weiteren Mitarbeiter. Wohl zur Unterhaltung an der Grenze im Niemandsland haben sie sich einen Grenzaffen angeschafft. Die Beamten machen gerade eine Pause, es gibt gekochten Mais, „vous etes invitez!“ Gerne, wir nehmen die Einladung an, gemeinsam essen und trinken wir, doch wir halten uns nicht allzu lange auf und ziehen weiter. In Togo gibt es im Gegensatz zu Ghana kein organisiertes Bussystem und außerhalb Lomés oft keine geteerte Straßen. Wir sind mit Motorrädern unterwegs begleitet vom Sonnenuntergang erreichen wir noch vor Anbruch der Dunkelheit die nächste Stadt.
Fahrt in den Sonnenuntergang

Montag, 22. September 2008

4 Forts an 4 Tagen entlang der Westcoast

Über das letzte Wochenende Ausflug entlang der Westküste mit Stine. Start in Accra Richtung Takoradi, der drittgrößten Stadt Ghanas. Die Fahrt ab Accra zeigt mal wieder das Reisen in Ghana mehr als nur Transport von einer Stadt in die andre ist, immer hat man was zu tun, was zu erzählen, langweilig wird’s nie.

Nummer 53 und „war with the driver“

So sitzt links neben mir Patrik, nach wenigen Minuten Plaudern über Ghana, Germany, mein Piercing (Hat das eigentlich weh getan? Nein.) oder sonstige spannende Themen fragt er nach meiner Handynummer, da er selbst kein Handy hat, möchte ich sie aufschreiben, er drückt mir ein Notizbuch in die Hand, voller Telefonnummern, doch keine zugehörigen Namen. Nachdem ich meine Nummer eingetragen habe, begutachtet er das Buch zählt ab und ich verstehe sein System. Da er weder Lesen noch Schreiben kann, merkt er sich die Nummern der Reihenfolge nach. So bin ich nun Nummer 53 in seinem Buch und ich bin gespannt auf seinen Anruf.
Rechter Hand ein ruhigerer Mitfahrer. Bis auf das obligatorische Grüßen beim Einsteigen des Trotros haben wir uns nicht viel zu sagen, er schläft bis wir Cape Coast erreichen, oder vielmehr bis wir an Cape Coast vorbeifahren. Dies sein eigentliches Ziel, doch hat er vergessen, dem Fahrer Bescheid zu geben. Seine Forderung nun: „Fahrer, lass mich an der nächsten Kreuzung raus und zahl mir den Rücktransport nach Cape Coast!“ Damit bringt er nicht nur den Fahrer, sondern den gesamten Bus zum Lachen. Verzweifelt versucht er mich auf seine Seite zu ziehen: „I’m in war with the driver, will you support me?“ Nee, sorry da kann ich echt nix machen, fluchend steigt er an der nächsten Kreuzung aus und wird wohl auf der Fahrt nach Cape Coast kein Nickerchen machen.

Ein König für 2€

Sonntagabend in Dixcove mit Blick vom Strand auf Großfriedrichsburg


Das eigentlich historische und kulturelle Ziel unsrer Reise: Besuch der Forts und Castles, die von den Kolonialmächten zum Sklaventransport genutzt wurden. Castles gibt es reichlich entlang der Westküste. Wir entscheiden uns für Großfriedrichsburg, eine der zwei deutschen Burgen in Ghana, 1683 von Preußen gebaut und im Fischerdorf Princess’ Town gelegen. Wir sind die einzigen Besucher in dem 3000 Einwohner Dorf. Da wir am späten Sonntagnachmittag ankommen und es nach unsrer Besichtigung keinen Rücktransport mehr gibt übernachten wir für 2€ in der Suite der Burg, mit Blick auf Meer und das in einer Lagune gelegene Fischerdorf und fühlen uns wie Könige für einen Tag. Doch wir können nicht allzu lang verweilen, denn wir wollen mehr Burgen und Schlösser sehen, also geht es weiter zum Fort Metall Cross in Dixcove, eine 1692 von Briten erbaute Sklavenburg. Die ist auch sehr interessant wird allerdings durch einen spektakulären Fischfang etwas in den Schatten gestellt. Gerade als wir am Hafen ankommen, ziehen Fischer einen Hai an Land. Mit der Machete wird er kleingemacht, immer wieder ziehen sie weitere Fische aus seinem Magen, zunächst denken wir, dass der Hai sie gefressen hat, sie sehen jedoch alle gleich aus, wir kapieren und die Fischer erklären uns stolz, dass sie neben dem großen Hai 15 Babyhaie gefangen haben, eine unerwartete Einnahme, ein großer Tag für die Fischer!




Großer Fang am Hafen von Dixcove


Wer ist eigentlich Sebastiao?

Doch keine Zeit zum Trauern, weiter geht es zur nächsten Burg: Fort Sao Sebastiao in Shama, einem Fischerdorf, noch kleiner als Princess’ Town, hierher verirren sich nur wenige Touristen, kurz nach unsrer Ankunft werden wir von Scharen von Kids umlagert, alle möchten sie uns ihr Dorf zeigen, wir ziehen also mit 20 bis 30 Kids durch die Straßen, wir kommen gerade rechtzeitig zum Ende einer Beerdigung, es stehen große Lautsprecherboxen auf der Hauptstraße, heute fahren keine Autos mehr, es wird erstmal getanzt und gefeiert.
Am Abend treffen wir den Führer des Forts Sao Sebastiao, Mister Mensah (in den nun fast 8 Monaten Ghana die erste Person, die sich mit Nachnamen und Mister vorstellt) und machen mit ihm eine Besichtigung für den frühen nächsten Morgen ab. Fast wie vereinbart erscheinen wir am nächsten Morgen am Fort (so 11 Uhr ist ja fast noch früher Morgen), doch Mister Mensah lässt auf sich warten, da dass Fort nicht abgeschlossen ist erkunden wir es auf eigene Faust und drücken uns so nicht nur um den Eintritt, sondern auch um eine Führung, die mich gerade hier echt interessiert hätte, jetzt werde ich nie erfahren wer eigentlich Sao Sebastiao war, nachdem das Fort benannt wurde. Bestimmt - reden wir uns ein, während wir auf den Mauern des Forts sitzen und vergeblich auf Mister Mensah warten - war Sebastiao ein cooler Pirat, so einer von den guten, Robin Hood mäßig unterwegs, ließ die Armen in seinem Fort übernachten und hatte sicherlich nix mit Sklavenhandel am Hut.
Ein paar Stunden später, wir sitzen im Bus auf dem Weg zum letzten Castle, klingelt mein Handy: „I think you know who you are talking to“ „Nee, weiß ich nich, who’s there?“ „It’s Mister Mensah, the caretaker of the fort…I heard you visited the fort without me! “ “Oh, yes, sorry, we were late but actually we left the town…” “You left? You…” Leider wurde der Empfang plötzlich ganz schlecht und ich verstand die letzten Worte von Mister Mensah nicht mehr. Schade, war er doch bestimmt gerade dabei mir zu erklären, wer denn jetzt eigentlich dieser Sebastiao war.

Ausblick von Fort San Sebastiao


Das letzte Castle, dann Elmina Castle, bei Cape Coast. Das größte und sicherlich beeindruckendste Castle unsrer Reise, doch in Gedanken immer noch irgendwo zwischen Babyhaien und Sebastiao nehme ich Elmina Castle nur bedingt wahr, bald sitzen wir schon wieder in einem Trotro auf dem Weg zurück nach Accra, mein rechter Nachbar fragt mich nach meinem Piercing, Nein, danke, dass Du nachfragst, aber es hat nicht wehgetan, ich lehne mich zurück, wir fahren ein paar Stunden und hinein in einen spektakulären Sonnenuntergang, zurück auf dem Campus gibt’s erstmal einen Café.

Paa Nii’s Engagement – Verlobungsfeier in Newtown

Sonntag blieb Paa Nii’s Friseursalon ausnahmsweise geschlossen, denn Sonntag wurde gefeiert. Verlobungsfeier von Paa Nii und seiner Freundin Gifty in Newtown.
Heute mal wieder wenig Text und ein paar Bilder.


Paa Nii und Gifty werden von den Small-Small Kids in den Hof begleitet.

Performance der Small-Small Kids.
Mit Stine und Itche kurz vor Ende der Party.

Montag, 1. September 2008

Drumming & Dancing

Zwei bis drei mal die Woche gehe ich nach Newtown. Newtown zählt neben Nima zu den ärmsten Vierteln Accras, offene Abwasserkanäle schlängeln sich durch das dicht besiedelte Viertel. Tagsüber ist es verhältnismäßig ruhig, sobald jedoch die Sonne untergeht wird Newtown zum busy place. Straßenverkäufer an jeder Ecke, Lonely Planet hat ausnahmsweise mal wieder Recht, das soziale Leben spielt hier nicht im Haus hinter verschlossenen Türen, sondern draußen auf der Straße: hier trifft man sich zum Quatschen, Kleider waschen, wasweißich… hier fühle ich mich wohl.

Mit Paa Nii und Blaboy zum Calabashplace

Angefangen hat mein Newtown-Abenteuer Ende April, Anfang Mai. Kumi, eine japanische Austauschstudentin, mit der ich den gleichen Drummingkurs an der Uni besuchte, erzählte mir von einer Culture Group: „Hier wird getrommelt und getanzt, komm doch mal mit!“ Machte ich, und seit sie mir bei meinem ersten Besuch eine Cowbell in die Hand gedrückt haben und sagten: „Spiel mal!“ haben es mir Naomi, Dennis, Mavis, Kojo, Jennifer, Blaboy, Felicia, Culture, Agnis, Anthony und Paa Nii angetan, kaum eine Woche vergeht, in der ich nicht mindestens einmal in Newtown vorbeischaue.
Mein Kumpel Paa Nii hat nen Friseursalon (1561) in Newtown, gewöhnlich schaue ich dort gegen Nachmittag vorbei, Blaboy, gerade arbeitslos, ist meistens auch schon da und liest Zeitung, gemeinsam warten wir bis die letzten Kunden gegangen sind, dann schließt Paa Nii seinen Shop und wenn wir noch genügend Zeit haben schauen wir beim Calabash-Place vorbei. Dort gibt es „African Beer“, gebraut aus Millet; ohne Kohlensäure und lauwarm trinkt man die Brühe aus Holzbechern.

Pünktlich zum Training

Dann geht’s zum Training, wir schauen, dass wir pünktlich da sind, was das genau heißt, weiß ich bis heute eigentlich nicht, es gibt keinen offiziellen Trainingsbeginn, man trifft sich halt am späten Nachmittag.
Am Trainingground angekommen bekomme ich oft für ungefähr ne halbe Stunde Drumming-Unterricht. Dennis, Blaboy oder Kojo nehmen sich Zeit und bringen ausreichend Geduld mit, mir die unterschiedlichsten Drummingrhythmen beizubringen.
Beginnt das offizielle Training ziehe ich mich etwas zurück, übernehme die zweite oder dritte Cowbell und bestaune Tanz- und Trommelkunst.
Letzten Ausflug dann Ausflug mit der Culture Group und Erica und Gabbie. (mit Erica, Gabbie, Kojo, Naomi und ca. 20 weiteren Mitfahrern auf dem Weg zur Hochzeit P8171848)Ziel: eine Beachside im Osten Accras, hier performt die Culture Group auf einer Hochzeit, wir machen erst einen auf Roadie, schleppen Trommeln und Kostüme, mischen uns anschließend so lange unter die Hochzeitsgäste bis wir nicht mehr weiter auffallen und feiern mit. 913 877 906 988


Volunteer auf dem Campus

Nun also doch, seit fast einem Monat bin ich wieder zurück in Accra, zurück an der Uni, zurück auf dem Campus. Meinen ursprünglichen Plan, der darin bestand ein Semester zu studieren und das zweite Halbjahr als Volunteer zu arbeiten, habe ich eigentlich schon nachdem ich wenige Wochen auf dem Campus verbracht habe verworfen, relativ schnell war klar, dass ich das zweite Halbjahr auch an der Uni verbringen werde.
Mein schlechtes Gewissen, keine Freiwilligenarbeit zu leisten, nicht aktiv als Volunteer tätig zu sein, versuche ich durch kleine selbst inszenierte Volunteerprojekte zu beruhigen. Das erste und dringlichste Projekt trägt ungefähr den Namen „Relax, take it easy!“ die Hauptaufgabe besteht darin, aufgebrachte, etwas verwirrte, gerade in Ghana angekommene Austauschstudenten aus den USA zu beruhigen. Dieses Semester hat sich die Europafraktion mit 8 Norwegern, weiteren 7 Deutschen, zwei Tschechen und einem Schweizer zwar leicht vergrößert, die USA stellt mit über 200 Studenten jedoch weiterhin die Mehrheit unter den internationalen Studenten.

"Ja, Du kannst auf dem Campus beide Ohrstöpsel Deiner Kopfhörer verwenden, no worries! (Wer hat eigentlich diesen Quatsch mit einem Ohrstöpsel erfunden?).
Nein, es gibt kein Recyclingsystem in Ghana, achte einfach drauf, dass Du möglichst all Deinen Müll in einen Mülleimer wirfst, dann ist das schon in Ordnung.
Und wenn Du gerne auch ein paar ghanaische Freunde hättest, dann hör endlich auf Fufu mit Löffel zu essen und benutz doch bitte wie jeder normale Mensch Deine rechte Hand, wozu ist die denn sonst bitte da?"


Nachdem dann alle beruhigt und angekommen sind nutzt man die freie Zeit um ein wenig zu feiern. Party wird hier in Accra gewöhnlich Mittwochabend gemacht, Reggaeparty in Labadibeach, ich zeige Erica, Gabbie aus Kalifornien und Pascal aus der Schweiz wie man sich davor drückt 3 Ghanacedi Eintritt zu zahlen. Ein paar hundert Meter entfernt vom offiziellen Eingang gibt es ein Loch in der Mauer, die den Strand vom Landesinnern trennt. Nimmt man diesen Weg und einen 15minütigen Strandspaziergang in Kauf und läuft nicht dubiosen Security in die Arme (die man normalerweise mit einem Cedi schmieren kann, somit hat man sich mit den ersparten 2 Cedi ein Freibier auf der Beachparty verdient!), hat man das Ziel erreicht. Hier spielen wie’s sich gehört legendäre Bob Marley Coverbands, hier gibt’s Drumming und Dancing und dazu Strand, what else?

Montag, 4. August 2008

Bye-Bye Schwarzes Polo T-Shirt

Es ist an der Zeit Lebewohl zu sagen und dabei meine ich nicht nur den Abschied von ollen materiellen Dingen wie meinem Handy, das mir am letzten Tag in Dakar mysteriöserweise aus dem Rucksack verschwand oder meinem mp3-Player, dem das Hardcoretraveln durch Burkina, Mali und Senegal doch eine Stufe zu hart war und der sich entschied, fortan ohne Anzeige des Displays auszukommen und mir nur noch die zwei Stücke „Penny Lane“ der Beatles oder „Lied Nr.5“ von Myslovitz vorzuspielen, nein es ist an der Zeit kurz inne zu halten, die Augen zu schließen und auszusprechen was schon lange gesagt werden sollte:

„Danke – danke für mindestens 8 Jahre hautenge Freundschaft, ob ich Dich im Sommer stolz präsentiert, an besonders heißen Tagen gar beide Knöpfe geöffnet oder im Winter unter Pullover versteckt, jedoch durch Aufblitzen des Kragens nie gänzlich verheimlicht habe – Danke liebes schwarzes Polo T-Shirt!“


Seit ich ca. 16 Jahre alt bin hast Du mich begleitet, anfangs noch im glänzenden Schwarz nach nicht allzu langer Zeit dann im gewohnten ausgebleichten doch zeitlos modernen Grauschwarz, egal ob wir in den Sommerferien nach England gereist sind, egal ob Du mich einfach mal zum Einkaufen begleitet, egal ob ich Dich selbst bei solch wichtigen Ereignissen, wie der Vergabe der Abizeugnisse, auf meinen Schultern gespürt habe, Du warst immer nah bei mir und ich werde mich wohl noch öfters dabei ertappen wie ich in Zukunft ein wenig traurig zurückblicke, denn so wie ich Dich nun vorgefunden habe konnte es einfach nicht weitergehen: ich meinte es gut mit Dir, meine Absicht, Dir eine einmonatige Auszeit zu gönnen, Dich nicht mitzunehmen auf die kurze Rundreise durch Westafrika, vier Wochen Zeit, Dich ohne Störung, ohne ständiges Tragen im Wohnheim zu erholen, doch was machst Du?

Lässt Dich gänzlich gehen und ich finde Dich nicht im gewohnten grauschwarz, sondern von einem weißlich schimmernden Schimmelpilz überzogen in einer Ecke meines Zimmers kauernd. Vielleicht war meine Reaktion etwas zu hart, doch mir blieb nichts andres übrig, als Dich ohne zu Zögern an den Schultern zu packen und in die nächste Mülltonne zu werfen. Ein unschönes Ende jahrelanger Freundschaft, doch ich hoffe Du verzeihst mir genießt fortan eine erholsame Zeit im ghanaischen Recyclingsystem.



Blick zurück

2003 Vergabe der Abizeugnisse in Blieskastel gemeinsam mit Dirk:
Bei wichtigen Terminen stets nur ein Kopf geöffnet, wirkt seriös und gleichzeitig elegant.

Sommer in Südfrankreich 2004:
Noch lange nich im Eimer und durch keine hintergründige Ballartisten aus der Ruhe zu bringen

Jahre später, Ghana im April 2008 bei einem der letzten sommerlich legeren Auftritte: Nein, stellte die Kleine fest, dies keine an den Haaren herbeigezogene Geschichte: Über 8 Jahre dauerte die Freundschaft zwischen T-Shirt und mir an.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Au revoir Senegal - Welcome back in Ghana

Endstation Dakar: Jonas startete von hier aus weiter overland Richtung Europa, ich hab mich für den etwas bequemeren Weg entschieden, Flug von Dakar über Abidjan nach Accra.
Seit Sonntag Abend bin ich wieder zurück in Ghana, habe das gute französische Baguette gegen englisches Zucker-/Butterbrot ausgetauscht, von einem anderen Tausch profitiere ich hingegen mehr: nie mehr Café Touba, sondern ab jetzt und für immer richtiger selbstgekochter Café im Wohnheim, eye manigsche se maba Ghana, ich bin froh wieder in Ghana zu sein!

Mach's gut, damfo! Jonas nimmt die Maschine nach Europa, ich jette zurück nach Ghana.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Sind wir schon Da kar?

Donnerstag morgen, kurz vor 9 auf dem Hauptbahnhof in Bamako. Jonas und ich albern auf dem Bahnsteig herum, schiessen Tourifotos vor dem Zug, als dieser um 9:15 zum ersten mal hupt. Kurze Zeit spaeter ertoent das laute Signal zum zweiten mal und der Zug faehrt ab. Wir packen unsre Kameras ein, rennen nebenher, springen auf und ich frage Jonas verdutzt: "Sind wir grade puenktlich losgefahren?"
Zwei Tage zuvor hatten wir beide noch gelacht als der Ticketverkaeufer ankuendigte: "Abfahrt 9:15, bitte puenktlich da sein!" Jaja, vor 10,11 Uhr fahren wir doch eh nicht los, unsre coole Reaktion. Denkste.

Saubere Kleider und top motiviert, kurz vor der Abfahrt

Vor uns und um uns
Nun sitzen wir also im vorletzten Waggon, gluecklicherweise in Fahrtrichtung und mit Fensterplatz. Vor uns 1200 km bis Dakar, neben uns sitzen Abdu, ein Verkaeufer aus einer senegalesischen Grenzstadt oder Ibim Tal, ein Strassenjunge /bzw. -jugendlicher, der auf einer Bank vor der grande mosquée in Dakar wohnt und weissnichtwie das Geld fuer das Ticket aufgetrieben hat oder auch Daphne aus Toronto, die auch in Ghana studierte, sich unsrem Team anschliesst und spaeter noch ein paar Tage mit uns in Dakar verbringen wird. Pause mit Abdu, Daphne und Jonas

Erstes Highlight

Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt kuendigt sich zunaechst heimlich und still das erste Highlight an. Schon etwas vor mich hindoesend beobachte ich ein paar Jungs, die gerade dabei sind am Ende unsres Waggons aufs Dach zu klettern. Keine fuenf Minuten spaeter, wir fahren durch eine nicht besiedelte Steppenlandschaft, bremst der Zug, stopt. Vier Jungs springen vom Dach, versuchen zu fliehen, hinterher bis zu 15 Poilizisten. Einer der Jungs bleibt an einer Wurzel haengen, ueberschlaegt sich, zwei Polizisten halten ihn fest. Auch die anderen Fluechtigen werden nach zehnminuetuger Verfolgungsjagd - die sich in unmittelbarer Naehe unsres Fensters abspielt - von den Polizisten eingefangen und zurueck zum Zug gebracht.
Nach dem Erfolg feiern sich die Polizisten, pfluecken hier wachsende Kakaoschoten und lutschen die sauren Kakaobohnen. Der Zug haelt insgesamt zwei Stunden - Zeit um verschiedene Diebe-/ Schwarzfahrer- und Drogendealertheorien zu diskutieren - es soll nicht der letzte Stop gewesen sein. Polizist kletter aufs Dach - Zeit zum Spazieren

Stop and Go
Gegen Nachmittag ein weiterer Zweistundenstop in Kita, da wir auf den entgegenkommenden Zug warten. Abdu laedt uns auf ne Runde gekochte Eier ein und schwaermt vom senegalesischen Kaffee Touba, verachtend redet er ueber den Café in Mali, Burkina, Ghana: "Nescafé? ça me fait mal au coeur!"
Der Zug tuckert weiter, irgendwann wahrscheinlich gegen 19 Uhr wirds dunkel, was nicht stimmt; da Vollmond und fast tageshell. Wir setzen uns an die offene Tuer (kann man sich in einem Zug der Deutsch Bahn folgende Situation vorstellen: Jonas hat kein Feuerzeug also fragt er den Schaffner: Entschuldigung, kann ich mir mal bitte Dein Feuerzeug ausleihen ich wollt kurz die Tuer aufmachen um eine zu rauchen?) und betrachten den Vollmond um den einregenbogenfarbiger Film liegt. Der Zug wird immer langsamer, kurz vor der Grenze fahren wir in Schrittgeschwindigkeit.

Neue Lok, neues Glueck

Gegen 7,8 oder 9 Uhr erreichen wir die Grenze zu Senegal, das geht schnell hier, da wir als Europaer kein Visum brauchen, wir halten nur 2,3 Stunden. Dann Grenzkontrolle bei fahrendem Zug, sehr streng, in unsrem Waggon werden alle Koffer durchsucht, bis auf unsre natuerlich. Dann erreichen wir immer noch in Schrittgeschwindigkeit kriechend Tambacounda, kurzer Stop von fuenf Stunden, Geruechte ueber einen Drogenfund gehen um dann doch die Wahrheit: Lokomotive kaputt, muss ausgetauscht werden. Der Senegal ist ueber 90% muslimisch, dennoch entdeckt Jonas in der Naehe des Bahnhofs eine Kneipe in der man Maisbier ordern kann, das macht das Warten ertraeglicher. Kurze Teepause nach der Grenzkontrolle

Komplott der Dorfbewohner?
Dann Weiterfahrt mit neuer Lok, so schnell, es kommt uns fast wie Fliegen vor, doch bevor wir abheben landen wir wieder auf dem Boden der Tatsachen: 250 km vor dem Ziel entgleist der Zug, verdutzt steigen wir aus und laufen in die Arme von Dorfbewohnern die bestens vorbereitet bereits kleine Tische bereitgestellt haben, Baguette und Café Touba anbieten. Geruechte in denen Dorfbewohner, Komplott und Gleisverstellung oft im gleichen Atemzug genannt werden machen die Runde, koennen bis zur Weiterfahrt jedoch nicht bewiesen werden.
Vom hoch gepriesenen Café Touba bin ich noch nicht gaenzlich ueberzeugt, nachdem wir den ersten bestellt haben beschwere ich mich: "He, Abdu, ich habe doch Kaffee bestellt, keinen Tee." Abdu lacht, "nein der schmeckt so, Du gewoehnst Dich dran". Ich hoffe doch.
Die weitere Zugfahrt verlaeuft routiniert und planmaessig: ein bisschen Fahren, ein bisschen Stehenbleiben und Warten. Ich hab mich dran gewoehnt, lehne mich zurueck und schliesse ab und zu die Augen, geniesse dann wieder die duenn besiedelte Landschaft des Senegals. So vergehen insgesamt drei Tage und zwei Naechte. Samstag Abend erreichen wir nach ueber 62 Stunden Fahrt Dakar. Ein letztes mal springen wir vom Zug.

Ein letzter Stop kurz vorm Ziel - Entgleisung mit Sonnenaufgang

Mittwoch, 16. Juli 2008

On est en train de prendre le train

Nach Mopti dann weiter Richtung Haupstadt Bamako. Mit Zwischenstops in Djenné, hier steht mit der grossen Moschee (grande mosquée) das groesste Lehmgebaeude der Welt, ausserdem gibts hier montags nen grossen traditionellen Markt, auf dem sich angeblich alle grossen Haendler der Sahelzone blicken lassen und hier gibts waehrend wir ueber den Markt schlendern das dritte Wiedersehen mit Dan und Adam.
Danach Ségou, hier wollten wir eigentlich eine Piènage oder irgendein Boot nach Bamako nehmen. Die Regenzeit ueberrascht uns zwar immer wieder mal ungemuetlich auf dem naechtlichen Nach-Hause-Weg ist aber leider noch nicht stark genug, um den Niger River bis Bamako komplett befahrbar zu machen. So nehmen wir den Bus Richtung Hauptstadt, sind zwei Tage frueher als geplant am Ziel und wen treffen wir auf dem Sofa im Hostel liegend? Dan und Adam, nun aber zum letzten mal, versprochen.

Die beiden Jungs reisen am naechsten Tag weiter auf dem schnellsten Weg Richtung Marokko, wir hanegen nun etwas laenger als geplant in Bamako fest, frueher angekommen als beabsichtigt und meiner neuen Lieblingsbeschaeftigung - die ich waehrend der letzten sechs Monate erlernt und mittlerweile annaehernd perfektioniert habe - nachgehend: Warten. Diesmal: Warten auf den Zug, den Zug ueber 1200 km von Bamako nach Dakar. Voraussichtliche Reisedauer: 50 Stunden, wenn wir zuegig durchkommen.
Die Regenzeit zwingt uns zum laengeren Stop in Bamako: es schuettet im Senegal im Vergleich zu Mali anscheinend schon heftig genug, um den Zug immer wieder zum Stoppen zu bringen und somit eine genaue Ankunftszeit unmoeglich zu machen. Seit Samstag schauen wir taeglich bei dem zum Glueck nich allzu weit entfernten Bahnhof vorbei, um uns mit einem Grinsen der faulenzenden Bahnhofsarbeiter immer wieder auf den naechsten Morgen vertroesten zu lassen. Urspruenglich sollte der Zug Dienstag vom Gleis rollen, dann hiess es Mittwoch, nun soll es also Donnerstag morgen losgehen. Seit gestern halten wir jedoch endlich unser Ticket in den Haenden, jetzt heisst es nur noch ein wenig Geduld ueben, ein wenig Warten und ab gehts!

Sonntag, 6. Juli 2008

Bienvenue à Mali

Bye bye Burkina




Freitag von Samstag dann Busfahrt von Bobo/Burkina nach Mopti/Mali. Ueber 19 Stunden, Passieren von ueber 20 (und ich uebertreibe hier nicht) verschiedenen Grenz-/ Maut- und Polizeikontrollen. Am besten jedoch der Grenzuebergang nach Mali, hier wird man mitten in der Nacht mit einem Tee empfangen, vor dem Grenzposten sind Liegestuehle aufgestellt, in die man sich bei einem gekuehlten Bier zuruecklegen kann, waehrend die Grenzbeamten zuegig und ohne irgendwelche Fragen das Visum ausstellen, eine entspanntere Grenze habe ich noch nie gesehen.

Die weitere Fahrt dann aber nicht mehr so lustig. Obwohl der Fahrer von jedem Passagier 500CFA Francs (ein bisschen weniger als ein Euro) extra verlangte, um die Beamten an den verschiedenen Posten zu schmieren warten wir an jeder Kontrolle zwischen fuenf und 30 Minuten, das Highlight der Warterei dann in einem kleinen Dorf hinter der Grenze zu Mali gegen halb vier morgens: Busstop in einem Dorf, in dem es kein Trinkwasser aber unzaehlige Zigarettenverkaeufer gibt, der Fahrer steigt aus, entschuldigt sich fuer zwei Minuten ("deux minutes"), kommt schliesslich nach drei Stunden und einem Erholungsschlaf wieder, Jonas, Juan und ich hatten es uns zwischenzeitlich neben dem Gepaeck auf dem Busdach gemuetlich gemacht. So erreichen wir etwas ausgepowert am naechsten Tag Mopti und da Jonas auch eine leichte Erkaeltung hat, haben wir nach der langen Fahrt genug Gruende gesammelt, um in einem Hotel mit Swimming Pool abzusteigen und ausser einer kleinen Bootsfahrt auf dem Niger River erst mal zwei Tage zu entspannen.
Bienvenue à Mali auf dem Niger River

Les Cascades

In Bobo dann noch ein Ausflug nach Banforo zu den Cascades/Wasserfaellen. Hier mal wieder aehnlich wie beim Ausflug mit Lisa zum Lac de Kaya im April: der Weg eindeutig das Ziel. Die Fahrt von Banfora zu den Wasserfaellen ca. 15 Kilometer durch eine gruene burkinische Berglandschaft, natuerlich wieder mit einem geliehenen Moped, P 50. Nix gegen Trotros in Ghana, aber Reisen mit dem Moped durch Burkina ist kaum zu uebertreffen.

Internet

Eigentlich haetten die Bilder und die Eintraege zu Burkina Faso ja schon frueher hier stehen sollen, Schuld an der Verspaetung: das Internetcafe in Bobo-Dioulasso.
Schoen war es ja nochmal Computer mit Diskettenlaufwerk zu sehen, nachdem ich aber beim Versuch meinen Fotoapparat an den PC anzuschliessen zum dritten mal einen Stromschlag bekommen habe, gab ich mich dann doch geschlagen und hoffe nun auf bessere Internetcafes in Mali.

3 Freunde unterwegs

Seit Anfang bei unsrer Reise durch Westafrika dabei: Ricky. Ein eher stiller Zeitgenosse, jedoch immer da wenn man ihn braucht. Trocknet Schweiss und Traenen, dient als Kopfkissen und in kalten Busfahrtnaechten als Schal: Jonas' Hnadtuch Ricky, ein wahrer Freund.

Im Einsatz: Ricky ist vor allem bei langen Busfahrten immer gern dabei

Ohne DJ in Bobo

dafuer wieder mit Dan und Adam, die 2 verrueckten Englaender reisen wie Jonas ueber Land zurueck nach Europa, nachdem wir sie bereits in Ouaga beim Finale getroffen haben nun das zweite zufaellige Treffen in einem Hotel in Bobo-Dioulasso im Suedwesten Burkina Fasos.

Ein gemuetlicher Abend mit viel Baguette und So.B.Bra (burkinisches Bier, viel besser als der ganze bieraehnliche Quatsch in Ghana). Da sie wie wir keinen genauen Plan haben ueber den weiteren Reiseverlauf haben, gab es am naechsten Tag mal wieder eine offizielle Verabschiedung, aber wer weiss, aller guten Dinge sind ja angeblich...

Finale in Ouagadougou

haben wir mit ueber 500 Leuten vor einer burkinischen Grossbildleinwand (ein grosser Fernseher) geschaut. Kein Kommentar zum Spiel nur eine lustige Randnotiz: 2 Tage spaeter nehmen wir den Bus von Burkina ueber die Grenze nach Mali (ueber die Busfahrt spaeter mehr), hier sind kaum Weisse unterwegs aber es muss natuerlich so sein, dass sich unter den 16 Passagieren 4 Spanier befinden, Anna, Juan, Victor und Xavi, zum Glueck nicht allzu fussballbegeistert.


Letzter Abend mit Joahanna in Ouagadougou

M & M

Burkina Faso besteht ziemlich genau aus zwei Sachen: Mango und Moped.

Sonntag, 29. Juni 2008

Ouaga, Bamako und Co


Also nun ein schneller Gruss aus Burkina Faso, bin hier allerdings nur fuer ein paar Tage dann gehts weiter nach Mali. Ich reise gemeinsam mit Jonas, er wird ueber Land zurueck nach Europa reisen und ich werde ihn ein paar Tage oder Wochen, zumindest bis Mali, wenn alles klappt bis in den Senegal begleiten. Zur Zeit besuche ich wieder Johanna in Ouaga, Dan und Adam, die auch in Legon studiert haben sind auch in der Stadt, es fuehlt sich alles ein wenig wie im Film Auberge Espagnol an. Heute morgen gabs Brunch in Johannas WG, ein Sprachengewirr aus Franzoesisch; English; Deutsch und More (Burkinabe) und das beste: heute Abend Finale der EM: Deutschland-Spanien, ole!

Tour de Ghana

Nachdem ich also aus dem Krankenhaus entlassen wurde, mit gutem Essen, echtem Cafe und Kinder em-eukal aufgepaeppelt wurde, gings dann los: Rundreise durch Ghana!

Wir starteten in Ada Foah, einer Kleinstadt im Osten Ghanas auf dem Weg nach Togo. Hier muendet der Voltasee in den Atlantik, man hat hier nich nur nen super Palmenstrand, sondern steht morgens nachdem man in Holzhuetten am Strand uebernachtet hat vor folgendem Problem: geh ich nun im Suesswasser schwimmen oder doch ne Runde ins Meer? (Heinz hat hunderte tolle Bilder geschossen, ich melde mich allerdings grade aus nem Internetcafe in Ouagadougou ich hoffe dass ich die Bilder demnaechst hochladen kann).

Von Ada Foah dann weiter in die Voltaregion nach Akosombo, hier ist der groesste Staudamm der das ganze Land mit Elektrizitaet versorgt, cool dann anschliessend Koforidua mit seinen Butifalls, 2 grossen Wasserfaellen.

Danach schauten wir uns noch Ghanas 2.groesste Stadt, Kumasi an. Ein Highlight hier der Besuch von Jane, der Freundin meines Mitbewohners Chrissi. Wir wurden zu ihr nach Hause eingeladen, ihre Mutter kochte natuerlich traditionelles ghanaisches Essen, Riceballs mit Erdnusssuppe.

Nach Kumasi noch schnell nach Cape Coast mit Besuch des Kakum-Nationalparcs, wo man wenn man ganz mutig ist in 40 Metern Hoehe ueber Hangebruecken von Baumwipfel zu Baumwipfel spazieren kann.

Die Rundreise anschliessend auch schon wieder vorbei, die letzten beiden Tege verbrachten wir auf dem Campus in Accra, meine Mutter und Heinz uebernachteten bei mir im nun fast leerstehenden Wohnheim.

Leider konnten wir die Rundreise wegen meines Krankenhausaufenthalts nicht wie geplant durchfuehren, ich bin echt froh dass mein Kumpel Hashimu in den ersten Tagen fuer meine Familie da war. Er holte sie nicht nur vom Flughafen ab, sondern war in der Anfangszeit der perfekte Ghanaguide fuer Anette und Heinz. Die beiden haben ihren Ghanaurlaub mehr als gut gemeistert, mich durch ihre Spontaneitaet und Geduld mehr als einmal ueberrascht, ein wenig schade dass die 16 Tage nun vorbei sind. Ein kleiner Trost sind die Mitbringsel aus Deutschland: So besitze ich jetzt nicht nur ein silbernes italienisches Espressoteil, sondern auch 6 Packungen Cafe, einen Milchschaeumer und immer noch 2 Packungen Kinder em-eukal.

Dienstag, 17. Juni 2008

Mal was Neues

Nachdem hier schon lange nix mehr veröffentlicht wurde nun mal das Wichtigste in Stichpunkten:

- Habe die letzten Wochen viel Zeit auf dem Campus verbracht, stundenlang mit Jonas, Festus oder Hanne auf meinem Balkon, offiziell zur Klausurenvorbereitung, ganz wichtig dabei Ananas, Kekse, Tee und Kaffee

- Klausuren waren auch okay, obwohl die hier um 7:30 morgens (!) geschrieben werden

- Leider wurde Daniel versetzt, er arbeitet nun nicht mehr im Wohnheim, sondern muss das Haus des Vizepräsidenten bewachen

- Jetzt weiß ich auch wie sich so ne Malaria anfühlt. Nachdem ich letzten Sonntag über 40 Grad Fieber hatte, beschloss ich dann doch mal im Krankenhaus vorbeizuschauen. Nach mehreren Bluttests, Infusionen und nach einem Krankenhauswechsel (im ersten Krankenhaus gab’s kein fließend Wasser, keinen Ventilator und sie schafften es nach ein paar Tagen leider nicht mein Fieber zu senken) bin ich mittlerweile wieder zurück auf dem Campus, zwar noch ein wenig müde aber mir geht’s wieder besser

- Dann hab ich ja auch noch Besuch, seit letztem Mittwoch von meiner Mutti und Heinz. Sie haben ihre erste Woche mehr als gut überstanden, überraschen mich immer wieder, sie wissen mittlerweile wie sie mit Bussen und Trotros den Verkehr in Accra meistern, sind sehr selbstständig und seit sie hier sind gibt’s jeden Abend sehr gutes Essen! Ab morgen haben wir eine kleine Rundreise durch Ghana geplant.

Sonntag, 4. Mai 2008

Dann doch noch Benin

Lomé bietet einen super Strand, einen großen Markt, tausende Moto-Taxis doch die direkte Nähe zur ghanaischen Grenze (man hat hier in der Stadt sogar noch Handyempfang) lässt so richtige Urlaubs- und Reisegefühle nicht aufkommen. Außerdem treffen wir noch an der Grenze Mary aus dem Liberiaflüchtlingscamp. Sie weist uns nochmal darauf hin, dass Togo zwar ziemlich hoch, doch sehr schlank ist. So dauert es nicht lange und wir reisen weiter nach Benin. Nächstes Ziel also Cotonou, die größte und kulturelle Hauptstadt Benins.

Highlight in Cotonou

Jeder Tag hat ja sein persönliches Highlight und normalerweise ereignet es sich meist gegen Ende des Tages, doch in Cotonou ein frühes Highlight zum Warm-Up. Auf der Suche nach unsrem Hostel spreche ich mehrere Leute an. „Excusez moi, savez-vous où…“ doch plötzlich lachen alle, einer rennt schreiend weg. Ich greife auf meine Nase, betrachte anschließend meine Finger und realisiere was passiert ist.

Ich kann mich dunkel dran erinnern – ich dürfte so ca. 7 oder 8 Jahre alt gewesen sein – wir waren an einem recht schönen Sommertag in Blieskastel zum Einkaufen, da flog diese Taube über uns und hatte nix besseres zu tun, als zielgenau einen kleinen Haufen auf meinem Schokoladeneis zu platzieren, ich dachte dadurch bin ich für immer von diesen gemeinen Attacken befreit, quasi wie Rödeln, Masern, Mumps, passiert nur einmal im Leben – Pustekuchen.

Nachdem sich alle köstlich amüsiert hatten, organisierte Jonas den weiteren Weg zu unsrer Übernachtungsmöglichkeit, ich konzentrierte mich fortan mit ständigem Blick nach oben völlig auf den Himmel Benins.

Essen und Voodoo und Grenze und wieder zurück

Cotonou dann doch besser als der erste Eindruck von oben, eigentlich schon etwas komisch, dass ich Städte oder Länder immer an Essen und Essensgewohnheiten kategorisiere, doch ich bleibe dabei: das ghanaische Essen ist vielleicht nicht immer gesund doch sehr lecker, in den französischsprachigen Nachbarländern macht das Essen doch einfach mehr Spaß, außerdem tut man auch noch etwas für seine Gesundheit, anstatt nur satt zu werden. Hier gibt es mal wieder Salat, hier bleibt man nach dem Essen sitzen, unterhält sich mit den Tischnachbarn aus Nigeria. Auffallend ist noch, dass die Getränke in Benin alle überdimensional groß sind, selbst das Pure Water auf der Straße oder ne Cola gibt’s nur in mind. 0,6 Liter.

Aber nun genug über Essen und Trinken, wir überleben die Nacht in der Herberge in Cotonou trotz Warnungen von unsrem Reiseführer (laut Lonely Planet „nur für Hardcore Traveller“ geeignet) und stellen uns vor was für ein Luxusleben die Redakteure von Lonely Planet führen, wenn ihnen ein Zweibettzimmer mit Balkon und Ventilator schon zu schaffen macht. Dann schauen wir uns am nächsten Tag natürlich noch den Markt Cotonous an, drehen noch ne Runde mit dem Mototaxi durch die Stadt, doch dann geht es auch schon wieder weiter, Ziel Ouidah: großes Dorf bzw. kleine Stadt an der Küste Richtung Lomé, hier gab es bis lange Zeit den einzigen Hafen Benins, er diente als Drehpunkt für den Sklavenhandel nach Amerika, hier gibt es am fast menschenleeren Strand ein großes Mahnmal, einziger Unterschied zur Gedenkstätte in Cape Coast: die „Door of No Return“ hießt hier „La Porte du Non-Retour“. Berühmt ist Ouidah ebenfalls für seine Voodoofestivals, das kriegen wir bei unsrer Ankunft gleich zu spüren, denn die Dame in unsrem Hostel erklärt uns zunächst, dass das ganze Haus wegen einer Zeremonie leider ausgebucht ist. Nach ein wenig Reden, ein wenig Lächeln und ein wenig Warten findet sie dann doch noch ein Zimmer für uns, so sind wir plötzlich mittendrin in der Voodozeremonie. Die ganze Nacht wird durchgetrommelt, wir finden kaum Schlaf, doch wir sind ja auch nicht zum Ausruhen hier, so geht es am nächsten Morgen mit kleinen Augen in den „verwunschenen Wald“ Ouidahs. Hier hat sich der ehemalige König Kpité einst auf der Flucht in einen Baum verwandelt, legt man eine kleine Spende unter den Baum, darf man sich was wünschen, das funktioniert allerdings nach dem Sternschnuppenprinzip, was ich mir gewünscht habe, darf ich hier also leider nicht verraten.

Danach geht es über Lomé zurück nach Accra, nicht ohne die ghanaische Grenzbeamtin mit einem freundlichen „It’s good to be back home“ zu empfangen, das und ihr Interesse für mein Piercing ermöglichen uns einen 60 statt 30 Tagestempel, dieser wird im erstbesten Spot nach der Grenze mit einem warmen ghanaischen Bier gefeiert, dort treffe ich Torqbin Kpotaka den Vierten, Chief in einer Stadt bei Ho in der Voltaregion, er lädt uns als Special Guests in sein Dorf ein, schwärmt uns vom örtlichen Kulturzentrum und den Festivals vor. Doch es ist an der Zeit zurück nach Accra zu fahren, sonst kommen wir ja gar nicht mehr zum studieren…


Jonas und ich aufm Mototaxi, dann das Denkmal in Ouidah und eine Voodoostatue im verwunschenen Wald

COFFEE TO GO in Lomé

Ich hab ja alles versucht aber man kommt einfach nich drumrum, wenn ein Land eine Steilvorlage für ein Wortspiel anbietet und es dabei auch noch um Kaffee geht muss man zuschlagen, der Witz hat hier in Ghana (und vor allem in Togo) schon seine besten Tage hinter sich, doch vielleicht gibt es ja jemanden zu Hause (oder in Australien, Neuseeland, Polen, Schottland, Italien, Burkina), der wegen der Überschrift zumindest ein wenig schmunzeln muss.

Anyway, nachdem der Unialltag die letzte Zeit beherrscht hat und ich die letzten Tage im International Student Hostel ohne Reisen, ohne Abenteuer, ohne Verlassen des Campus’ verbracht habe, dann Donnerstagabend kurzes Gespräch mit Jonas: „Fahren wir morgen nach Togo?“ „Ja, wir wär’s wenn wir um 6 losfahren?“ „Okay“. Dann noch schnell ein paar wenige Reisedetails: „Du Kontaktlinsenflüssigkeit ich Shampoo?“ „Okay“. Und die Reise war geplant.

Togo bietet sich super für einen Weekend-Trip an, die Fahrt bis zur Grenzstadt Aflao dauert ca. 4 Stunden. Der Grenzübergang ohne Probleme, die Beamten hier freundlicher als an der Grenze zu Burkina Faso. Schön ist immer anzusehen, mit welcher Kraft und mit welchem Enthusiasmus die Stempel in den Pass gestampft werden: 1,2,3,4,5…Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk des Grenzbeamten ist vorprogrammiert nach einem gewöhnlichen 8 Stunden Arbeitstag, ein Trinkgeld für nen Kaffee gibt’s aber nich, wir sind doch nich korrupt, oder?

Kurz hinter der Grenze treffen wir Julien aus Beijing, der in Lomé arbeitet und auf seinen Arbeitskollegen wartet. Ein kurzer Small-Talk und wir fahren eine halbe Stunde später dekadent mit Chauffeur und Air Condition an unsrem Hostel vor. Dort gibt es neben echtem Café abends ne Live-Cover-Band mit einem Sänger der bei jeder blöden Casting-Show im deutschen Fernsehen locker den ersten Platz machen würde. Lonely Planet hat ausnahmsweise auch mal Recht, mit der Musik in Togo kann Ghana nicht mithalten. Wir entdecken frisch gezapftes Bier in der Bar, sichern uns die besten Plätze auf dem Balkon und genießen die Musik: “Oh, I believe in Yes-ter-day“, oder doch nich!?